Seite:OberamtEllwangen 213.jpg

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Ermunterung in der Kulturverbesserung eine angemessene Belohnung reichen, und diese allemal, so oft ein Beamter nach kultivierter erster Morgen-Zahl über fernere Urbarmachung des nemlichen quanti den Beweiß leisten wird, um die Halbscheid vermehren zu laßen.

 Decretum Ellwangen den 23. Dezember 1794.

 (L. S.)

Ex. Mandato Regiminis 
Hofrath von Neumillen. 


Indem in diesem Regierungsbefehl zunächst auf vermehrten Betrieb des Kleebaus, davon abhängende Stallfütterung und zweckdienliche Verbesserung bisheriger Feldbauart, desgleichen auf Urbarmachung bisher unbebaut gelegener Plätze und Viehheiden und Bebauung derselben mit Klee und Getreide abgehoben wird, enthält er zugleich den später so fruchtbar und berühmt gewordenen Grundgedanken der württembergischen Ackerbauschule, wie solcher allerdings nicht sowohl bei deren erster Einrichtung in Denkendorf im Jahr 1818 und später in Hohenheim, (wozu die Königin Katharina den Impuls gegeben hatte), als bei ihrer Umgestaltung mit veränderter Einrichtung und veränderten Zielen durch König Wilhelm im Jahr 1829 zur Ausführung kam.

Mit der Ackerbauschule neueren Styls für 25 Zöglinge hat König Wilhelm zunächst in Hohenheim und später, indem er den dritten Theil des Ertrags der ihm 1842 von seinem dankbaren Volke zur Verfügung gestellten sog. Jubiläumsstiftung zu 2 weiteren nach Hohenheimer Muster zu errichtenden Ackerbauschulen für je 10 Zöglinge bestimmte, mit 2 Schulen, worunter diejenige auf Schloß Ellwangen, den Clemens Wenzeslaus’schen Gedanken beinahe buchstäblich verwirklicht; denn wie genannter Fürst seiner Zeit die Ellwanger Hofökonomie zur Pflanzschule der verbesserten Landeskultur bestimmen wollte, so hat König Wilhelm 48 Jahre später das Ellwanger Schloßgut hiezu wirklich bestimmt, indem es seinem Scharfsinn nicht entgieng, daß dieses Gut nach seiner Lage und allen seinen Verhältnissen sich vorzüglich hiezu eigne.

Das Ellwanger Schloßgut, dessen Bewirthschaftung zu fürstlichen Zeiten (als Hofökonomie) das Hofverwalteramt besorgte, war in früherer Zeit ein Herrschaftsgut ersten Rangs. Indem es einen wohlabgerundeten Complex von 3 zusammenhängenden Gütern mit je besonderer vollständiger Gebäudeeinrichtung bildete, war auf dem Schloß das Zucht- und Milchvieh, auf dem sog. Mittelhof das Jungvieh und auf dem vom Schloß entfernteren Hofe auf der Rinderburg, dem sog. Schafhof, die Schäferei aufgestellt.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_213.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)