Seite:OberamtEllwangen 216.jpg

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1884 in dem seiner Zeit von dem 1876 † Direktor Walz verfaßten Kapitel „der Ackerbau“ abgehandelt ist.

Die im Ellwanger Oberamtsbezirk von alter Zeit her einheimischen Feldsysteme sind die Dreifelderwirthschaft und eine Vierfelderwirthschaft, je mit starker Wiesenzulage und natürlichem Weideland. War die Brache in der Dreifelderwirthschaft, bei der Rauhheit des Klimas und der theilweisen Armut des Bodens, besonders in dem Keupersandland der Ellwanger Berge früher fast durchaus rein gehalten worden, so ist sie neuerdings großentheils eingebaut. Eine Einschränkung dieses Einbaues findet übrigens, selbst bei günstigeren Verhältnissen, in den Realgemeindemarkungen des Bezirks (dergleichen es noch ca. 140 geben soll) der Schafweide wegen statt, um deren Pachterlös der mit verschiedenen Gemeindelasten beschwerten Kasse der Realgemeinderechtsbesitzer ungeschmälert zu erhalten, was theilweise so weit geht, daß Brachfrüchte, wie Kartoffeln und Hülsenfrüchte, je und je im Sommerfeld gebaut werden. Übrigens gewährt dies zugleich den in bäuerlichen Kreisen der Gegend hochangeschlagenen Vortheil möglichst schöner Qualität der nach reiner Brache gebauten Winterfrucht.

Wie die Dreifelderwirthschaft über den ganzen Bezirk verbreitet ist und die Regel bildet, so besteht die Vierfelderwirthschaft als Ausnahme von der Regel im westlichen Theil des Bezirks, übrigens mehr nur sporadisch und weniger in den parzellirten Markungen der Dorfgemeinden, als in Weilern, deren Markung wenige größere Bauern inne haben, und auf größeren Einödhöfen.

Wie sich diese Vierfelderwirthschaft in den nach Klima und Boden rauheren und ärmeren Lagen gebildet und erhalten hat, so findet sie sich besonders in den Gemeinden Schrezheim, Rindelbach, Jagstzell, Rosenberg und Bühlerzell. Sie besteht darin, daß das Feld, nachdem es Winterfrucht und Sommerfrucht getragen, der durch das feuchte Klima der wasser- und waldreichen Ellwanger Berge begünstigten natürlichen Berasung überlassen wird, um es das dritte Jahr zu beweiden und im vierten nach ausgenützter Frühjahrsweide zu brachen. Ein Fortschritt in dieser an sich sehr wohl begründeten Bewirthschaftungsart ist neuerdings da und dort dadurch gemacht worden, daß der natürlichen Berasung durch Aussaat von Grassamen nachgeholfen, beziehungsweise dieselbe durch Kleegrassaat ersetzt wird. Übrigens behält der Ellwanger Vierfelderwirth sich immerhin vor, bessere Grundstücke nach Gutdünken auch dreifeldrig zu bauen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_216.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)