Seite:OberamtEllwangen 219.jpg

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Hackfrüchten eine rationellere und dem Klee eine bessere Stellung in der Fruchtfolge zu geben, hat er letztere wie folgt gestellt: 1. Brache, 2. Winterfrucht, 3. Sommerfrucht, 4. Hackfrucht, zum Theil auch Hülsenfrüchte, 5. Sommerfrucht mit Kleesaat, 6. Klee, 7. Winterfrucht. Indem er mit den 4 Getreideernten seines siebenfeldrigen Umlaufs die Gefühle der Dreifelderwirthe schonte und dessen Annahme ihnen damit mundgerecht machte, schuf er durch die Einführung dieser Fruchtfolge auch in stark parzellirten Dorfgemeinden, wie Stödtlen, die ihr Feld bisher dreifeldrig gebaut, das Bild einer freien Wirthschaft, was diese Markungen aufs freundlichste belebt, aber die Ausübung der Schafweide natürlich erschwert, weil an die Stelle der früheren 3 Fluren jetzt das bunte Parzellengemenge der Kulturen der neuen Siebenfelderwirthschaft getreten ist. Ganz freie Wirthschaft findet sich ab und zu nur auf der Ellwanger Stadtmarkung, wogegen Feldgärtnerei von einiger Bedeutung im Bezirk nirgends vorkommt. 1

Je rauher das Klima und je ärmer der Boden in einem großen Theile des Bezirks Ellwangen ist, um so nothwendiger wird zu einem noch lohnenden Feldbau eine genügende Düngung. Das weitaus wichtigste Düngmittel des Bezirks ist der Stallmist. Da aber ein großer Theil des Stroherzeugnisses, das Sommerfruchtstroh regelmäßig ganz und von dem Winterfruchtstroh wenigstens ein Theil verfüttert wird, so fehlt es in der Regel an Streumaterial und muß das Stroh durch Surrogate ersetzt werden. Da diese Surrogate in erster Linie der Wald liefert, so war freilich diese Aushülfe in früherer Zeit ergiebiger als jetzt: nicht bloß daß viele Streugerechtsame bestanden, welche jetzt weggefallen sind, auch die Abgabe von Waldstreu gegen Bezahlung ging früher leichter, da Laub, Moos und drgl. jetzt in der Regel nur in futter- oder stroharmen Jahrgängen von der königlichen Forstverwaltung, welche weitaus die meisten Waldungen der Gegend besitzt, zu einem nicht gerade niedrigen Preise abgegeben wird und Laubstreunutzungen aus Gemeindewaldungen wie in Röhlingen und Dalkingen selten sind. Dazu kommt, daß viele Privatwaldbesitzer im Lauf der Zeit ihren Wald in Weideland verwandelt oder veräußert haben, wodurch er meist in die Hände der Staatsforstverwaltung überging und die frühere Hilfsquelle am eigenen Wald verloren gegangen ist. Zum Glück ist die Nadelreisstreu im Ellwangenschen ein beliebtes Streumittel, welches bei der großen Verbreitung des

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_219.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)