Seite:OberamtEllwangen 224.jpg

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Häufelpflug und wohl auch die Hohenheimer Repssäemaschine. Getreidesäemaschinen finden sich nur auf wenigen größeren Gütern.

Während früher die ganze Ernte mit der Sichel geschnitten wurde, kommt jetzt die Sense als Gestellsense mit dem sog. Haberrechen, wo es irgend geht, sei es zum Werfen der Frucht, sei es zum Anmähen in Anwendung. Wenn das Mähen des Getreides mit der Sense im Ellwangenschen einen ebenso raschen als allgemeinen Eingang gefunden hat, so war hiebei außer der Arbeitsersparnis, bei der kürzeren Stoppel, die die Sense macht, auch der größere Strohgewinn mitwirkend. Getreide-Mähmaschinen, deren Anwendung schon der Ellwanger Beetbau wenig begünstigt, sind selten und noch seltener Grasmähe- und Heuwendmaschinen, zumal in dem Hügelland, wogegen der Pferderechen auch hier eher anwendbar und da und dort in Gebrauch ist.

Da die Ernte fast ausschließlich in Scheunen untergebracht wird, und Schuppen oder Feimen sehr selten sind, so hat der Ellwanger Landwirth auf diese Art zwar ein sicheres (wenn auch häufig sehr beschwerliches) Unterbringen und ein bequemes und gemüthliches Dreschen, das theils mit dem Flegel, theils mit der Dreschmaschine geschieht – das Ausreiten einzelner Früchte durch Pferde oder Ochsen ist hier nicht gebräuchlich, aber diese Vortheile bezahlt er sehr theuer, indem das in den Ökonomiegebäuden steckende allzu reichliche Kapital die Rentabilität seines Betriebs beeinträchtigt.

Obwohl diese Frage der wohlfeileren Unterbringung von Futter, Garben und Stroh auf dem Schweizerhof bei mangelndem Gebäuderaum und auf dem Schloßgut bei äußerst unbequemer Gebäudeeinrichtung (mächtige Scheunen mit riesighohen Dächern) durch Herstellung von Feimen verschiedener Konstruktion in nachahmungswerther Weise längst gelöst ist, so haben doch diese Vorbilder keine Nachahmung gefunden, indem der Ellwanger Bauer nach wie vor seine Ernte in Scheunen unterbringt und eventuell lieber ein Stück daran baut als sich mit Feimen zu helfen.

Unter diesen Umständen war es nicht uninteressant, wie der 1882 leider zu früh verstorbene Müller und Gutsbesitzer Karl Ladenburger zu Schwabsberg, in seinem ganzen Betrieb der getreueste Schüler des Schloßgutsbetriebs, selbst ohne Zögling dieser Schule gewesen zu sein, diese Gebäudefrage vom Ellwanger Standpunkt aus zu lösen versuchte. Als er vor c. 15 Jahren seinen Hof umbaute, hat er namentlich ein großes Wirtschaftsgebäude zugleich zu Stallungen und zur Aufbewahrung

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_224.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)