Seite:OberamtEllwangen 227.jpg

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Seltener als die Überschwemmungswiesen sind im Bezirk eigentliche Wässerwiesen, ganz selten umgebaute Kunstwässer-Wiesen, häufiger dem nicht umgebauten natürlichen Terrain sich anschließende Wässerungsanlagen, so auf dem Ellwanger Schloßgut und vielen anderen Plätzen, wo Wässerungsmaterial und zu natürlicher Fortbewegung desselben geeignetes Gefäll, namentlich an den quellenreichen Hängen des Hügellandes, vorhanden ist. Wenn diese Wässerungen nicht gerade Güllewässerungen sind, so werden auch solche wässerbare Wiesen, wie die Überschwemmungswiesen der Flußthäler, ebenso regelmäßig, d. h. alljährlich gedüngt, wie die meisten Wiesen des Bezirks überhaupt. Weil sie in der Regel 4 Wagen Mist pro Morgen zugeführt erhalten, sind sie dadurch nicht nur in gutem Düngungsstand, sondern auch durch das alljährlich stattfindende sog. Krazen des Mistes auf denselben zuerst durch die Dornegge und hierauf von Hand mittelst des Rechens in vorzüglicher Pflege. Wie die Wiese hinsichtlich der Düngung das Schooskind des Ellwanger Bauern ist, so ist der durch ihre pflegliche Behandlung hergestellte ebene Boden nicht blos eine landwirthschaftliche Zierde, sondern auch ein großer Vortheil beim Mähen, der sich im Verein mit der fleißigen Ausgleichung der Ameisenhaufen und der traditionell üblichen äußersten Verfolgung der Maulwürfe in einer musterhaft gleichmäßigen kurzen Stoppel ausspricht.

Die Behandlung des gemäheten Grases zum Dürrmachen, welche durchaus mit dem Rechen und auf dem Boden, also nicht auf Trockengerüsten, geschieht, ist die landesübliche, aber weniger landesüblich ist die im Bezirk allgemeine Benützung der Herbstwiesenweide durch das Rindvieh nach der Öhmdernte bis Mitte Oktober und darüber hinaus. Über Winter werden die Wiesen vom Winterschäfer beweidet, soweit sich der einzelne Besitzer nicht durch Düngung dagegen schützt.

Weitaus die meisten Wiesen im Bezirk sind zweimähdig, indem in der Regel nur die mit düngenden Stoffen getränkten Wiesen in nächster Nähe des Hofes beziehungsweise Dorfes oder die Grasgärten beim Hause öfter gemäht d. h. abgegrünt werden, und die früher so zahlreichen einmähdigen Wiesen durch Düngung größtentheils in zweimähdige verwandelt sind.

Obgleich die im Bezirk früher äußerst zahlreichen natürlichen Weideplätze, die sog. Viehheiden, häufig mehr Ödung als Weide, theils durch Kultivirung sei es zu Feld oder auch zu Wald, theils bei Gemeindegründen durch Allmandvertheilung im

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)