Seite:OberamtEllwangen 233.jpg

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zu Futterfeldern und Wiesenanlagen allmählich durch den ganzen Bezirk Verbreitung gefunden haben.

Die theils vom Schloßgut, theils vom landwirthschaftlichen Verein ausgegangenen Bemühungen, einzelnen sog. Futter-Surrogaten im Bezirk Eingang zu verschaffen, wie der gelben Lupine, dem Spörgel, dem Buchweizen für Sandböden, dem Inkarnatklee zum Bau in der Gerstenstoppel bei winterigem und zum Bau in der Brache bei sommerigem Bau, wovon jeweils auf dem Schloßgut Vorbilder zur Anschauung und Nachahmung aufgestellt wurden, sind abgesehen von einigen besonders futterarmen Jahren, wie 1857, 58 und 65, wo man sie da und dort in die Stoppel säete, ohne nachhaltigen Erfolg geblieben. Auch mit der Zuckermoorhirse ist es bei der Rauhheit des Klimas bei vereinzelten Versuchen geblieben und ebenso mit dem Maisbau zu Grünfutter, früher mit demjenigen des Ellwanger, neuerdings mit dem des Pferdezahn-Maises.

Die Kartoffel, die früher zunächst nur zum Hausgebrauch, für die Haus- und eigene Viehhaltung, insbesondere die Schweine, gebaut worden war, wird jetzt namentlich auf den Sandböden der Ellwanger Berge, wo sie gut geräth und von guter Qualität wird, in stärkerem Maß gebaut, nachdem sie in Folge des Eisenbahnbaus Exportartikel geworden ist. In früherer Zeit auch zum Brennen gebaut, ist das früher mehr üblich gewesene Branntweinbrennen der Bauern in Folge der Einführung des preußischen Gesetzes größtentheils abgegangen, neuerdings aber in Folge der milderen, dem kleinen Brenner mundgerechteren Bestimmungen des Gesetzes von 1865 da und dort wieder aufgekommen. Eine vor demnächst 20 Jahren nach neuestem Stil in nächster Nähe der Stadt eingerichtete größere Spiritusfabrik ist wegen damals gerade sehr hoher Kartoffelpreise, auch Anlagefehlern, namentlich Wassermangels, nach kurzer Zeit wieder abgegangen.

Die von Walz in die Gegend gebrachte Topinambur hat keine große Verbreitung gefunden, ist aber heute noch da, wo sie hin gehört, in geringeren Böden und ungeschickten Lagen, hier und dort in kleinen Parzellen zu finden.

Auch die Runkelrübe ist durch Walz in die Gegend gekommen, indem er sie zuerst auf dem Schweizerhof und nachher auf dem Schloßgut in seinen Fruchtwechsel aufnahm. Anfangs nur im Garten von der Bäuerin zum „Kaffee“ gebaut, bildete die Runkelrübe, hier „Angerisch“ genannt, im weiteren Verlauf

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_233.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)