Seite:OberamtEllwangen 237.jpg

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dieses einheimischen Hopfens war in Brauerkreisen damals ein so schwacher, daß man nie gewagt hätte, zu Sommerbier andern als bayrischen und wo möglich Spalter Hopfen zu versieden. An dem Verdienst, dieses durch nichts begründete Vorurtheil zu brechen, hat die mit dem Schloßgut verbundene Bierbrauerei ihr bescheiden Theil. Indem der allmählich bis auf 10.000 Stangen gebrachte Hopfenbau des Schloßguts dadurch auch in den Kreisen der Bräuer das richtige Ansehen erhielt, daß die Hopfengärten mit Original-Spalterfechsern angelegt wurden, so hat der Schloßgutspächter, indem er seinen eigenen Hopfen auch zu Sommerbier versott, in der Qualität seines Bieres den Beweis geliefert, daß gut behandelter Ellwanger Hopfen sogar Spalter Hopfen ersetze. Da heute Niemand mehr hieran zweifelt, werden die meisten Ellwanger Biere jetzt mit Ellwanger Hopfen eingesotten; auch geht mancher Ballen als geschätzte Waare nach auswärts.

Bei der starken Verbreitung des Nadelwaldes im Bezirk und der Art seiner Erziehung durch Pflanzung in gedrängtem Stand gibt es bei der nöthigen Durchforstung alljährlich massenhaften Anfall schlanker, durch den meist mageren Boden, auf dem sie gewachsen, dauerhafter Hopfenstangen. Dieses vorzügliche Material, von dem der größere Theil mit der Eisenbahn in alle Richtungen der Windrose geht, war denn auch maßgebend für die Anlage der Hopfengärten im Ellwangenschen, indem Gerüst- bezw. Drathanlagen äußerst selten sind und wohl demnächst vollends abgehen. Früher nach Spalter Art auf 4 und 41/2 Fuß Distanz allweg bei kürzeren Stangen angelegt, findet die Anlage jetzt bei auf 2–3 Fuß tief rioltem oder auch dreifach gepflügtem Boden mit 8–10 Meter langen Stangen in der Regel auf 51/2 Fuß = 11/2 Meter Distanz allweg statt, aber nicht mehr wie früher, in steilen, unbequemen Lagen, welche nur Handarbeit zulassen, sondern in solchen Lagen, welche die allein noch konkurrenzfähige Gespannarbeit ermöglichen. – Wie in früheren Zeiten zum Trocknen des Hopfens fast nur die zahlreichen Böden städtischer Gebäude kirchlicher und profaner Art benützt wurden, sind neuerdings von einzelnen größeren Hopfenproduzenten besondere Trockeneinrichtungen eingerichtet, zum Theil eigene Gebäude aufgeführt worden, in welchen der Hopfen auf Hurden getrocknet wird.

Vom Tabaksbau ist im Ellwanger Bezirk natürlich keine Rede und der Bau der Weberkarde hier zu Land unbekannt.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)