Seite:OberamtEllwangen 240.jpg

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aufgestellte Muster vielfach verbessert wurde, so bestanden weitere Verbesserungen in Folgendem: Obgleich seiner Zeit eigentlich schlechte Sorten nicht angepflanzt worden waren, denn selbst die namentlich an der Landstraße, wie an den Poststraßen des Bezirks überhaupt vom ursprünglichen Satz her stark vertretene Sorte der sog. blauen Luiken z. B. ist wenigstens sehr ertragbar und dauerhaft, auch der Naschhaftigkeit nicht ausgesetzt etc., aber zahlreiche feinere Birnsorten paßten nicht in das Ellwanger Klima, wo sie zu spät reif, steinig und schrundig werden, auch waren die nur zu sofortigem Verspeisen dienlichen Frühsorten allzustark vertreten, wobei sie zugleich unzweckmäßigerweise über das ganze Gut zerstreut waren. So wurde auf Purifizirung der Sorten streng gehalten, unpassende theilweise durch großartiges Umpfropfen alter Bäume ausgemerzt und der neue Baumsatz nur in den besten, d. h. richtigsten Sorten ausgeführt. Indem hiebei in beiderlei Richtung das Tauglichste bei den Äpfeln, namentlich die in den vierziger Jahren aufgekommene, und durch Walz in die Gegend gebrachte Wintergoldparmäne und eine verwandte, in allen Eigenschaften ebenso vortreffliche, aber aromatischere Sorte, die Granatreinette, und bei den Birnen namentlich die Bratbirne in ihren verschiedenen Sorten die häufigste Anwendung fand, ist der Werth des Baumguts dadurch wesentlich erhöht worden. Dazu kommt, daß dem Baumgut von jeher die sorgfältigste Pflege, namentlich Kronen- und Stamm-, aber auch Wurzelpflege, insbesondere durch Aushacken von großen Scheiben bei jüngeren Bäumen, sowie die seit mehr als 25 Jahren eingeführte und inzwischen öfters wiederholte Ringdüngung der Bäume jeden Alters im ungebauten Feld, daneben die Verjüngung des Baumguts auf größeren Strecken durch zeitweiliges Bauen und Düngen (des ursprünglich natürlichen Weidelandes) u. s. w. zu Theil wurde. 1

Obgleich so zwei Musterbilder für einen richtigen Baumsatz und wenigstens eines für eine richtige, den neuesten und erfolgreichsten Fortschritten, insbesondere der Düngung, jeweilen folgende Obstbaumpflege seit langer Zeit im Bezirk aufgestellt sind, so blieb doch das Interesse für den Obstbau im großen Ganzen ein geringes. Einen wirksamen Anstoß schien der Obstbau des Bezirkes dadurch erfahren zu sollen, daß in den fünfziger Jahren ein Oberamtmann, zugleich Vorstand des landwirthschaftlichen Vereins, nicht bloß zu Bepflanzung der Gemeinde-Allmanden mit Obstbäumen Anregung gab, sondern auch auf Grund der Bestimmung der königl. Verordnungen von 1806 und 1808, wonach die Landstraßen, was man früher gleichbedeutend mit Poststraßen genommen hatte, mit Obstbäumen besetzt werden sollen, die Besetzung der Vizinalstraßen mit Obstbäumen anordnete und durchführte. Da dies in Zeit von wenigen Jahren und insofern sogar in rigoroser Weise geschah, als Obstbäume auch an Plätze gesetzt werden mußten, wohin sie nicht paßten, z. B. in sumpfige Stellen frostiger Thäler oder in elendesten Sand, an Plätze also, wo wirklich „in Lage und Klima natürliche Hindernisse im Wege

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_240.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)