Seite:OberamtEllwangen 242.jpg

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benützt wurde, so kam insbesondere durch zugezogene Altwürttemberger – eine der ersten Mosterei-Einrichtungen hat natürlich Walz aufgestellt – das Mosten und das früher so verpönt gewesene Mosttrinken auf. Nun war man nicht mehr in Verlegenheit, wie dies noch 1847 der Fall gewesen war, einen, auch in der Ellwanger Gegend damals fast überreichen Obstsegen zu verwerthen, da das Dörren des Obstes natürlich seine Grenze hat: nun wurde der Überschuß über das Keller- und Dörrobst durch Mosten verwerthet, und seit dies neuerdings fast allgemein in bürgerlichen und bäuerlichen Kreisen geschieht, dort um das theure braune, hier um das fade Weißbier zu ersetzen, ist das Ellwanger Obst auch in besseren Jahren für den Obstmostbedarf der Gegend längst nicht mehr zureichend und muß durch Beiziehung fremden Obstes auf dem bequemen Weg der Eisenbahn beschafft werden. Was der amtliche Zwang nicht zuweg brachte, vollführte der Wunsch, das benöthigte Mostobst selbst zu bauen: ein neues Interesse für die Baumzucht war fast allenthalben erwacht, eine Menge junger Bäume waren gepflanzt und besser als früher üblich gepflegt, als der Frostwinter von 1879 auf 80 auch in diesen Ellwanger Baumpflanzungen, den alten und den jungen, seine grausame Ernte hielt. Da auch hier besonders in tieferen und feuchteren Lagen beinahe alles verloren war, – in höheren trockeneren Lagen war der Schaden ein geringerer – trat eine Entmuthigung ein, die zwar voraussichtlich noch einige Zeit vorhalten, ganz sicher aber dann einem neuen Aufschwung weichen wird. Nur ist für diesen Fall zu wünschen, daß die richtigen Lagen gewählt werden; an der Grenze des Obstbaus aber, an der man im Ellwangenschen ist, sind dies nicht die feuchten frostigen Tieflagen, in welchen die Obstbäume zwar wachsen und blühen, aber sehr selten tragen, vielmehr die freieren Höhelagen der Juraterrasse oder auch die Keupermergelhänge der Ellwanger Berge. Und weiter ist zu wünschen, daß der Satz der beliebten Waldwildlinge, die nichts oder sehr wenig kosten, endlich unterbleibe und nur in untadelhaften Exemplaren garantirt richtiger Sorten ausgeführt werde. In dieser Beziehung haben die billigen Bäume hausirender Gärtner, besonders derjenigen von Schopfloch bei Dinkelsbühl, welche herkömmlichermaßen die Hauptlieferanten junger Obstbäume für die bäuerlichen Kreise eines großen Theiles des Bezirkes sind, großen Schaden gestiftet: in den schnellwüchsigsten, geringsten Sorten erzogen, hat man zwar bald einen Baum, aber einen solchen, der hauptsächlich ins Holz

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_242.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)