Seite:OberamtEllwangen 247.jpg

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Abstümmeln der Nadelholzjungwüchse wird mehr nur von den ärmsten Privatwaldbesitzern oder in Streu-Nothjahren betrieben.

Waldausstockungen kommen dermalen selten vor und werden der Fläche nach durch die Aufforstung von Viehweiden mehr als ausgeglichen.

Die Staatswaldungen des Bezirks, mit Ausnahme derjenigen, welche von der Deutschordens-Kommende Kapfenburg hierher gefallen und den Revieren Kapfenburg und Ellenberg zugetheilt sind, welche auch das 1879 aufgelöste Revier Dettenroden in sich aufgenommen haben, sind in der Hauptsache von der gefürsteten Propstei Ellwangen im Jahre 1803 an den Staat Württemberg übergegangen, inzwischen aber durch Ankauf zahlreicher Privatwaldungen und Aufforstung günstig gelegener landwirthschaftlicher Grundstücke, namentlich in den letzten 25 Jahren, um über 1000 ha vermehrt worden. Als größere, zum Staatswald gezogene landwirthschaftliche Flächen, deren Erwerbung und theilweise Aufforstung die Abrundung des Staatswaldbesitzes bezweckte, sind die Hofgüter Vorderlengenberg, Besemersägmühle, Schönbergerhof bei Gaishardt, und Keuerstatt, ferner Theile des Schweizerhofs und des Schönberghofs bei Lauchheim zu nennen.

Die Fürstlich Ellwangen’schen Waldungen, in ihrer Gesammtheit im Jahre 1796 zu 20.0122/4 Morgen 59 Ruthen angegeben, waren bei ihrem Übergang in den Besitz des Staates Württemberg in wohlgeordnetem Zustand. Die der Fläche nach weit vorwiegenden Fichtenwaldungen waren von dem letzten Fürstlich Ellwangen’schen Oberjägermeister, dem Freiherrn Philipp Anton von Knöringen, distriktsweise in gleichgroße einem 100jährigen Umtrieb entsprechende Jahresschlagflächen eingetheilt und wurden mit Rücksicht auf die der Fichte gefährlichen Südwestwinde in schmalen Streifen kahl abgeholzt und nach Rodung der Stöcke mittelst reichlicher Fichtensaat verjüngt.

Diesem Verfahren verdanken wir sehr viele theilweise noch vorhandene schöne Fichtenbestände. Die Laubwaldungen waren als Mittelwaldungen mit 36jährigem Umtrieb in gleicher Schlagflächeneintheilung bewirthschaftet.

Nach dem Übergang an den Staat Württemberg erhielt bald die sonst übliche Verjüngungsweise mittelst Dunkel-, Licht- und Abtriebsschlägen Eingang, hatte aber auf den vorherrschend mageren Sandböden geringen Erfolg, sofern in den gelockerten Beständen Sturmschaden, Bodenvermagerung, Versumpfung

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_247.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)