Seite:OberamtEllwangen 249.jpg

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dem Stubensand eingelagerten Lettenböden, hat sich in den letzten 20 Jahren ein eigenthümliches Verfahren, die Hügelpflanzung, herausgebildet, bestehend in der Aufhäufung lockeren möglichst humosen Bodens in Hügel von 20 bis 30 cm Höhe und Bepflanzung derselben mit 2 oder 3jährigen Saatpflanzen, deren Wurzeln häufig noch in Kohllösch oder in humose Walderde, auch Rasenasche eingebettet werden. Dieses wenn auch etwas umständliche Verfahren hat sich bei der Aufforstung der am 26. Oktober 1870 von einem Orkan entwaldeten großen Flächen in den Jahren 1871 bis 1876 vortrefflich bewährt und wird deshalb auf den vorbezeichneten Böden forthin angewandt, während auf humosen Sandböden und kräftigen Mergelböden verschulte Fichten in Löcher gepflanzt, Ballenpflanzen dagegen nur selten zwischen vorgewachsenes Holz gesetzt werden.

Von fremden Holzarten haben etwa 10 aus dem Jahre 1865 stammende Exemplare der Wellingtonia gigantea in der Nähe von Ellenberg den kalten Winter 1879/80 überdauert und versprechen ungewöhnliches Wachsthum. Außerdem ist Abies Nordmanniana, pinsapo, nigra und canadensis und Cupressus Lawsoniana da und dort in alten Saatschulen zu finden und ist Abies Douglasii neuestens in größerer Zahl versuchsweise in den Staatswaldungen angebaut.

Bezüglich der Verwerthung des Holzes ist zu bemerken, daß noch bis zu Anfang der 1850er Jahre weitaus das meiste Holz als Brennholz abgesetzt oder wie beinahe alles Stockholz zu Gunsten der früher Fürstlich Ellwangenschen Hüttenwerke Unterkochen, Wasseralfingen und Abtsgmünd verkohlt werden mußte. Langholz war nur selten zu Bauten der nächsten Umgegend zu verwenden, Säghölzer dagegen, welche auf den zahlreichen in den Waldthälern von Sammelweihern gespeisten Sägmühlen in verhältnismäßig größerer Zahl verarbeitet wurden, gingen als Bretter und Latten in weitere Ferne. Während im Jahre 1850 das Nutzholz (Bau- Säg- und Werkholz) nur 8 % des gesammten Derbholzanfalls in den Staatswaldungen des Bezirks ausmachte und im Jahre 1860 17,8 % betrug, so war dasselbe im Jahre 1870 auf 40,3 %, im Jahre 1880 auf 41 und im Jahre 1882, in welchem Jahre erstmals kein Holz, auch nicht Stockholz für Rechnung der K. Hüttenwerke in Staatswaldungen verkohlt wurde, auf 56,9 % gestiegen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_249.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)