Seite:OberamtEllwangen 262.jpg

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Milch- und Läuferschweine eingestellten Stücke (4589) und sonstigen Schweine (854), als auf die Zuchtthiere: Eber (16) und Mutterschweine (254) beziehen, nicht gerade zum Lob der Ellwanger Schweinezucht, da aus den Ziffern der Zuchtthiere ersichtlich ist, daß der Schweinebedarf des Bezirks durch die eigene Zucht nicht gedeckt wird. In der That wird ein großer Theil der eingestellten Milchschweine aus den Nachbarbezirken Crailsheim und Hall eingeführt und die Läufer meist von bayrischen Händlern zugetrieben. Während so einerseits schwäbischhällische Schweine, theils in Reinzucht, theils in Kreuzungsprodukten mit englischen Schweinen, und andererseits bayrische, wovon die hellfarbigen Straubinger die beliebtesten sind, in den Bezirk zum Füttern eingeführt werden, so dienen dieselben Stämme meist zur Kreuzung mit englischen und halbenglischen Stücken auch zur Zucht. Auf die Weide werden die Schweine im Ellwanger Bezirk nirgends mehr getrieben.

Der Zuwachs von 137 Stück in der Zahl der Ziegen und Ziegenböcke incl. Ziegenlämmer der letzten Viehzählung mit 585 gegenüber der vorletzten mit 448 dürfte eher einen erfreulichen Fortschritt in der Hebung des Wohlstandes der kleineren und kleinsten Leute, welche sich hier zu Land in erster Linie mit dieser Zucht und Haltung befassen, als den schlimmen Rückschritt von der Kuh- zur Gaisenhaltung bedeuten. Die Gaisen werden meist auf dem Stalle gehalten oder einzeln, aber nie in Heerden gehütet, womit die mit dieser Ziegenhaltung öfters verbundenen bekannten Nachtheile für den Ellwanger Bezirk wegfallen.

Eine bedeutende Verminderung der Zahl der Bienenstöcke weist die Vergleichung der 1883er Zahlen in der Gesammtzahl von 1406, worunter mit beweglichen Waben 195, und der 1873er Zahlen mit der Gesammtzahl von 2245 und beziehungsweise 267 nach. Allein es wäre nicht richtig, dies auf vermindertes Interesse für Bienenzucht zurückzuführen: der Grund der Abnahme war der so ungünstige regnerische Jahrgang 1882, welcher fast dem ganzen Lande eine prozentisch ungefähr ebenso starke Abnahme wie dem Ellwanger Bezirk gebracht hat. „Bald arm, bald reich“, ist das bekannte Trostwort der Bienenzüchter, und so ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, daß auch im Ellwanger Bezirk bei seinen der Bienenzucht nicht ungünstigen Verhältnissen der frühere Stand bald wieder erreicht sein werde.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_262.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)