Seite:OberamtEllwangen 266.jpg

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Der Oberamtsbezirk Ellwangen enthält nach neuesten Erhebungen 354 ha Gewässer, wovon 191 ha im Gebiet des Keupers, 163 in dem des schwarzen und braunen Jura liegen, und gehört damit zu den wasserreichsten des Landes. Demgemäß ist auch die Fischerei von Belang, insbesondere die Karpfenzucht in den außerordentlich zahlreichen Weihern, welche meistens als Schwellweiher für Säg- und Mahlmühlen und nebenbei zur Schilfstreugewinnung dienen. Die Schultheißereien Wörth mit 47 ha, Ellenberg mit 36 ha, Schrezheim mit 31 ha, Rosenberg mit 27 und Stödtlen mit 23 ha Wasserfläche stehen oben an. Der Betrieb dieser Karpfenweiher ist derart eingerichtet, daß im Februar auf jedem Hektar Wasserfläche 3 zur Nachzucht bestimmte alte Fische, sog. Schlagkarpfen, worunter 2 weibliche, eingesetzt werden in Gesellschaft von ca. 200 Stück 3/4jährigen sog. Zangen. Erstere erziehen mehrere Tausend Stück Nachkommenschaft, letztere wachsen bis zum Herbst zu sog. Setzlingen heran, 11/4jährigen Karpfen von ca. 1/4 Pfd. Gewicht. In einem zweiten Weiher werden im Februar per ha 80 bis 100 Stück der nun 13/4jährigen Setzlinge eingebracht, welche im November desselben Jahrs als 1 bis 11/2 auch 2 Pfd. schwere Fische um 50 bis 55 M. per Centner verkauft werden. Über den Winter kommen Schlagkarpfen, Zangen und Setzlinge zusammen in kleine Quellwasserweiher, welche nicht zufrieren, sog. Winterungen. Nur in großen Weihern, wie in dem 8,7 ha haltenden Auweiher bei Wörth, der nur alle zwei Jahre abgelassen wird, werden alle Altersklassen zumal gehalten und auch einige Hechte nachgezogen.

Daß die Fischzucht in früheren Zeiten in viel größerer Ausdehnung betrieben wurde, beweisen die aller Orten sichtbaren abgelassenen, nun als Wiesen benützten Weiher, deren Fläche kaum kleiner sein wird als die der noch bestehenden.

In der Jagst und ihren Nebenbächen, der Sechta, der Rechenberger Roth und der Rennecker Roth, sowie in der Bühler, welche dem Kocher, und in der Schneidheimer Sechta und der Wörther Roth, welche der Wörnitz zufließen, finden sich, jedoch überall in bescheidener Zahl: Hechte, Karpfen, Barsche, Schleihen, Aale, Gräßlinge, Rothaugen, Nasen; in der Jagst als Seltenheit die Treische, in den Quellbächen die Forellen. Letztere, sowie Aale und Lachsforellen werden in kleinen Brutanstalten bei Lauchheim, Hohenberg und Ellwangen aus fernher bezogenen Eiern mit merklichem Erfolg gezüchtet.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_266.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)