Seite:OberamtEllwangen 302.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nesselbach (Esschelbach, wenigstens wahrscheinlicher als der Nestel- oder Aisenbach bei Kottspiel), an der Bühler aufwärts bis zum Einfluß des Klingenbachs, früher Neuenbrechtsbach geheißen (Niwnprehtzbach) bei Heilberg (Gem. Bühlerzell), von da wieder außerhalb des Oberamtes den Klingenbach aufwärts bis an den Sulzbach (Sultzbach,) und an diesem hin bis zu seinem Einfluß in den Kocher bei Sulzbach (OA. Gaildorf), zuletzt am Kocher (Cochina) fort bis wieder nach Hüttlingen. (Wirt. Urkb. 1, 256 vergl. mit 3, 493 und Wirt. Franken 5, 85). Es gehörte somit so ziemlich die westliche Hälfte des Oberamts zu diesem Bannforst und dieselbe bildete überhaupt dessen bedeutendsten Bestandtheil. Ein Theil dieses Waldes wurde in der Folge zum limpurgischen Wildbann geschlagen, wenn K. Konrad IV. den 2. August 1251 dem Schenken Walther von Limpurg die Jagd und das Jagdrecht in dem Bezirk verlieh, welcher sich von Gyslingen (Geislingen OA. Hall) usque Mullin (Willa OA. Ellwangen) cum silva vulgariter Vierngrunt et Abtzgemunde (Abtsgmünd OA. Aalen) erstreckte (Wirt. Urkb. 4, 275; eine nur noch in einem Vidimus des 15. Jahrh. erhaltene Urkunde). So wird denn auch im Gült- und Rechtsbuch des Klosters Ellwangen von 1381 (nachträglich) ausdrücklich hervorgehoben, daß dieser Wald zwischen dem Kloster und Limpurg in der Weise getheilt sei, daß namentlich die (blinde) Roth die Grenze bildete. – Der Name Virgunnia, Virgundia, Virigunda, Virgund, später entstellt Virngrund, entspricht wohl dem Gothischen fairguni, althochdeutsch fergunna, Gebirgsstrich, wovon die Erdgöttin altnordisch Fiörgyn heißt. (Auch das Erzgebirge wird in der Zeit Karls des Großen mit dem Namen Fergunna bezeichnet.) Vergl. Joh. Meyer in Alemannia 1, 182 ff. – Nach Buck (Oberdeutsches Flurnamenbuch S. 288) ist der Name schwerlich deutsch, möglicherweise keltisch: arcun (Hercynia) Bergwald oder vergunna (Wildniß). – Noch heutzutage heißen zwischen Kammerstatt und Hohenberg von dem 1388 Hektar haltenden Staatswald 412 Hektar auf dem linken Ufer der blinden Roth „Virngrund“ oder im Munde des Volkes „Fürengrund“, aber auch auf dem rechten Ufer desselben 233 Hektar, welche viele Jahrzehnte dem einstigen Revier Adelmannsfelden zugetheilt waren, „Adelmannsfelder Virngrund“ [1], daher wohl überhaupt jener ganze


  1. Darüber, daß der Begriff von Virngrund zu verschiedenen Zeiten verschieden gefaßt wurde und auch noch heute die Annahmen über
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_302.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)