Seite:OberamtEllwangen 344.jpg

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des Eigenthümers des Platzes, betrieben werden darf. Eine Nachgrabung stieß, ehe die Erde nur 2 Schuhe tief weggeräumt war, auf Felsengrund. – Zunächst an dieser alten Burg am nördlichen Abhange der Felder befinden sich die Haldenäcker, welche durch Mauern begrenzt waren. Noch im Jahr 1818 wurden von diesen Grundmauern Steine zum Straßenbau ausgebrochen, und hier, sowie auf den gegen Osten gelegenen Äckern finden sich noch auf der Oberfläche die unverkennbarsten Spuren von dem Aufenthalte der Römer, als Bruchstücke von Säulen, gebrannte Ziegel von ganz verschiedenen Formen. Fast durch jeden Acker zieht sich eine Grundmauer hin und nach jedem Umackern bieten sich dem Auge Sachen dar, welche selbst die Aufmerksamkeit des Landmanns auf sich ziehen. Auch wurden hier die meisten römischen Münzen gefunden.“

Der Umfang des Kastells zeichnet sich heute noch auf den Äckern ab. Die etwa 4 Fuß dicke Umfassungsmauer liegt in langen Strecken besonders gegen Westen und Norden noch unter dem Boden, Münz- und andere Funde werden fortwährend noch gemacht. Die Lage des Kastells auf der West-, Nord- und Ostseite von den Thälern des sich hier vereinigenden Aybaches und der Sechta umfangen, im Süden eben und frei, war eine sehr günstige und erlaubte einen Blick weit das Jagstthal hinunter und rückwärts weithin an die Alb. Die so wichtige Albecke bei Oberalfingen liegt genau südlich nur eine halbe Stunde davon.

Im Lauf des Jahres 1884 fand ein Bauer beim Pflügen ein Eisenschwert und, wie schon früher wiederholt, Pfeilspitzen. Oberamtspfleger H. Steinhardt und Dr. Kurtz hoben hier nun den Boden auf 2 Fuß Tiefe aus, stießen alsbald auf Mauerwerk, thierische Knochen und dann auf einen Haufen von über ein halbes Tausend vierkantiger Pfeilspitzen. Dieselben scheinen, den Holzspuren und den vielen gefundenen Nägeln nach zu schließen, in einer Kiste einst gelegen zu haben und von einem einstürzenden Gewölbe bedeckt worden zu sein (Anzeiger des Germ. Nationalmuseums I, 1885 S. 161). Auch den westlich des Kastrums gelegenen Begräbnisplatz gelang es den beiden Forschern in großer Tiefe aufzufinden; sie stießen auf ein dachförmiges kleines Grab aus Ziegelplatten mit Siegelerdescherben u. s. w.

Der Burstel bei Buch, aus einem Hügel und einem dahinter liegenden rechteckigen Lager bestehend, ist auch nach den neuesten Nachgrabungen reines Erdwerk und läßt schon durch seine Form niemals auf ein mittelalterliches Werk schließen, ebenso durch die offene Lage; an seiner Süd- und Westseite war der Gabelweiher, aber im Norden und Osten liegt ebenes Feld. Auf dem Hügel muß später ein Schuppen oder kleines Haus gestanden sein, daher dort die Menge Hohlziegel; im festen Lager dahinter römische Scherben. Siehe auch oben S. 330 f. Der Burstel liegt nur 1/8 Stunde südwestlich vom Kastell und beide 1/4 Stunde südöstlich vom Limes.

Auf Markung Stödtlen. Das Kastell bei Niederroden liegt eine Viertelstunde vor dem Limes, stark beschädigt und verstürzt, südlich am Berlesbach, ist an der gegen Norden schauenden steilen Seite des sumpfigen Thales hoch aufgeschüttet, mißt 60 Schritt im Quadrat auf der Wallkrone gemessen; vom Graben, um den ein zweiter Wall geht, zum inneren Wall herauf sind es 20 Fuß, und dann stürzt das Steilgehänge des Thales noch tief hinab; auf zwei übrigen Seiten ist das Land eben, gegen Westen sanft abfallend.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_344.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)