Seite:OberamtEllwangen 345.jpg

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Auf Markung Thannhausen. Der Burstel im Ort, schwach 3/4 Stunden hinter dem Limes, steht im Südwesten des Orts an der Sechta, ist fast ganz abgeflacht und trägt jetzt das Schloß der Freiherrn von Thannhausen.

Das Lager bei Bergheim liegt eine schwache Viertelstunde nördlich dieses Orts, etwas in der Tiefe und schon auf bayrischem Boden, auf dem südlichen und westlichen Wall läuft die Landesgrenze. Es ist ein Doppel-Kastell von Süden nach Norden gestreckt, das südliche Lager hat 85 Schritt Breite und dieselbe Länge, das nördliche Lager ist ebenso breit, aber 125 Schritt lang; der wohlerhaltene Wall ist vom Graben aus doppelt mannshoch. Südlich und östlich waren Seen. Eine alte Straße zieht am Ostwall hin. Das Lager liegt eine halbe Stunde hinter dem Limes.

Auf Markung Unterschneidheim. Drei Burstel im Ort, 11/2 Stunden hinter dem Limes: der eine hart an der Sechta am Ostrande des Dorfes, mit Ringgraben und dazu noch an der Nord- und Ostseite von der Sechta umströmt, auf ihm stand später das deutschherrliche Schloß, südlich davon ein zweiter Burstel mit östlich anstoßendem rechteckigen festen Lager, östlich von der Sechta begrenzt, und östlich hievon am Ostsaum des Dorfes ein dritter Burstel, hart am alten Weg von Zöbingen nach Nordhausen, jener wichtigen ostwärts ziehenden Römerstraße. Die 3 Burstel haben mindestens die Größe des Nordhauser (s. o. S. 334) und sind noch wohl zu erkennen.

Der sog. Walxheimer Burstel, 5/4 Stunden hinter dem Limes, liegt zwischen Unter-Schneidheim und Walxheim in der Mitte, nordwestlich von Unter-Schneidheim auf der höchsten Höhe, weithin sichtbar und mit riesiger Umschau. Eine bald zweihundertjährige Linde wächst auf dem künstlich aufgetragenen rings von einem Wassergraben umgebenen Hügel; über dem Wasser-Spiegel ragt er noch 4 m hoch auf; der Umfang des Grabens beträgt 200 Schritt. Eine ganz eigenthümliche Stimmung überkommt uns hier oben auf dem einsamen ganz auf der Höhe gelegenen, von einem Wassergraben umfaßten Schanzhügel, den die große Linde überschattet und der nun verschollen aus der Geschichte, unverständlich für unsere Zeit mitten in Feld und Heide steht. Ein alter wüster verfahrener Weg führt zu ihm von Unter-Schneidheim her und zielt über Walxheim an den Limes bei Pfahlheim. Ringsum ist flachansteigendes Feld.

Auf Markung Westhausen. Ebenso sind eine Stunde hinter dem Limes drei große Burstel im Ort Westhausen, wo zahlreiche Römerstraßen sich kreuzten. Einer der Burstel steht an der Nordwestecke des Dorfes mit festem Lager dahinter; auf ihm war später der Wagenbauernhof, der älteste Hof des Ortes, östlich vom ersten ein zweiter und südlich ein dritter noch erhaltener Burstel, letzterer von 140 Schritt unterem Umfang mit versumpftem Wassergraben umher, noch 11/2 mannshoch. Im Nordwesten, im Jagstthal, waren weite Seen. Ganz dieselben Befestigungen wie hier und in Unter-Schneidheim erhielten sich in dem stark 11/2 Stunden genau östlich von W. gelegenen Röttingen, OA. Neresheim, s. OA.Beschr. S. 406 f. Die Anlage je drei solcher Burgen [und immer im Dreieck] hatte vielleicht besondere militärische Gründe. Durch diese Stellung der Burstel im Dreieck konnten sie sich gegenseitig am günstigsten unter Feuer nehmen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_345.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)