Seite:OberamtEllwangen 372.jpg

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des Triumphbogens beträgt 28 römische Fuß, die des südlich daran stoßenden Pfeilers 13 römische Fuß, des Scheidbogens 11, des Maueransatzes 3, das wären zusammen 55 römische Fuß. Mißt man von der Innenseite der Wandpfeiler an der Westwand der Kirche ostwärts, so entfallen 40 röm. Fuß auf die Innenseite des nächsten Hauptpfeilers, 80 auf die des zweitnächsten. Die Gewölbejoche der Seitenschiffe bilden Rechtecke von 18 röm. Fuß Breite und 16 Fuß Tiefe, ihre Scheidebogen messen 14 röm. Fuß u. s. w. Es scheint, daß ein genauer Plan der Kirche in römischen Fußen vorlag, daß man sich aber in der Ausführung nicht ängstlich daran hielt. Jetzt ist die Mauerdicke des nördlichen Seitenschiffes, wohl erst seit Errichtung des gothischen Kreuzganges, bedeutend stärker, als die des südlichen, wo sie 4 röm. Fuß beträgt. Die lichte Weite des nördlichen Seitenschiffes ist um 14 cm größer, als die des südlichen, endlich ist die Kirche nicht genau im rechten Winkel gebaut, wie die neuesten Messungen dargethan haben. Es ist nemlich der Winkel an der Südostecke des Chors, beziehungsweise des südlichen Seitenschiffes, ein spitziger und hieraus erklärt sich das Schmälerwerden des Langhauses der Kirche gegen Westen, weil man an der Nordostecke des Chors den rechten Winkel einhielt. Die richtigen Maße sind in der Chorpartie zu suchen, wo ohne Zweifel der Bau begonnen hat. Hier beträgt die lichte Mittelschiffweite 10,645 m.

Die lichte Weite der Mittelschiffquadrate mit 36 römischen Fuß übertrifft alle übrigen romanischen Kirchen unseres Landes; Alpirsbach hat nur 30 r. Fuß, Maulbronn kaum so viel, das zerstörte Peter und Paul in Hirsau hatte auch nicht über 36 r. F. Mittelschiffbreite.

Besonders das Innere sagt untrüglich, nicht blos durch die großen Anordnungen und Verhältnisse, denn die könnten einander anbequemt sein, sondern durch die Bauglieder, daß das ganze Werk rasch und ohne größere Unterbrechung aufgeführt wurde. Blicken wir unten umher an den Sockeln, oder hinauf an die höchsten Kapitäle der Hochschiffe, oder hinaus in die Vorhalle, in ihr erstes und zweites Geschoß, überall dieselbe Art des Gliederns und Verzierens. Eher kann außen an einigen Stellen etwas spätere Werkweise entdeckt werden, vielleicht am Südportal und jedenfalls am nördlichen der beiden Ostthürme.

Die einzelnen Theile. Die Vorhalle, eine seltene, aber eigenthümlich schöne Anlage. Es war eine Kühnheit, die freilich

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_372.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)