Seite:OberamtEllwangen 377.jpg

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nur genau die aufsteigenden Zierbänder am Südportal, sie sind wie in weiche Lindenbretter eingeschnitten.

Das Bogenfeld enthält in flachem Relief: Christus in der Mandorla, sitzend, das Kreuz in der linken haltend, die rechte Hand segnend hinausgestreckt. Die zu Seiten stehenden Gestalten in priesterlichen Gewändern sind mit Wahrscheinlichkeit als die Apostelfürsten Petrus und Paulus zu bezeichnen; beide tragen in den Händen ein Buch, um das Haupt den Heiligenschein. Weder in Auffassung noch Durchführung läßt sich eine geübte Schule erkennen. (Schwarz a. a. O.) Oben schaut klein der Kopf eines bärtigen Mannes herab; vielleicht der Bildhauer oder Baumeister, zugleich ein Laienbruder (barbatus) des Klosters.

Die beiden Ostthürme. Sie haben, besonders der nördliche, etwas Schwerfälliges und mögen zum Theil nach dem Brand von 1228 hastig wiederhergestellt worden sein; aus den Seitenschiffen steigen sie noch in 3 hohen Geschossen auf, die überall verziert sind mit dem Rundbogenfries, welcher in der Mitte durch ein senkrecht aufsteigendes Wandband getheilt wird. Der etwas besser gehaltene Südthurm hat im zweiten Stockwerk je zwei gesäulte Doppelfenster; sonst sind es einfache Rundbogenfenster. – Der Nordthurm zeigt in dem unverhältnismäßig niedrigen Mittelgeschoß ohne Noth Spitzbogenfenster – auch ist der Bogenfries des obersten Geschosses spitz – wie überhaupt der Südthurm älter und folgerichtiger aufgebaut erscheint. Alles weist darauf hin, daß besonders der nördliche Thurm bei dem Brand von 1228 stark gelitten hat; ursprünglich mag nur sein erstes Geschoß noch sein. – Aber außerordentlich glücklich und groß ist die ganze Ostpartie entworfen, zusammen mit den fünf Absiden, den zwei Ostthürmen, den zwei Querschiffarmen, dem Ostgiebel des Hochschiffes – und endlich blickt noch dahinter in der Ferne der Westthurm herein. Das ist ein großartiges Zusammenstimmen von halbrunden, Rechtecks-, Giebel-, Pyramiden- und Sattelformen, in merkwürdigem Wechsel und doch wieder in erhabenen Einklang gebracht durch die Einfachheit der Verhältnisse.

So ist die Höhe des Steinwerks der Hauptabside = zweimal dem der kleineren Absiden, die Breite der Querschiffflügel, soweit sichtbar, = 1/2 Ostthurmbreite, Thurmbreite = 1/2 Hauptabsidenhöhe (bis zum Dach), Thurmhöhe bis zum Dach = 5mal dieselbe Höhe, also Thurmhöhe = 5 mal die Grundlinie (es ist immer der Südthurm gemeint). Der Knopf des westlichen

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_377.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)