Seite:OberamtEllwangen 404.jpg

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Dritte Glocke: S. Matheus. S. Marcus. S. Lucas. S. Johannes. 1784.

Südwestlich der Kirche zieht sich lang am sanften Abhang der Kirchhof hinan, geschmückt mit schönen Steindenkmälern, alten Schmideisenkreuzen und wohlgepflegten Gärtchen. In der Mitte das Kriegerdenkmal aus Erz für die Kriegsjahre 1866 und 1870, darstellend einen gefallenen Krieger mit Fahne, auf einem Schanzkorb liegend, gefertigt von einem geborenen Ellwanger. Nach der Inschrift: Erf. und mod. von K. Riederer, München 1867.


Die frühere Jesuitenkirche, jetzt evangelische Kirche, am Markt. In den Jahren 1724–28 wurde sie zwischen dem Jesuitenkollegium, jetzigem Gymnasium, und der Stiftskirche erbaut, so daß ihre Schauseite rechtwinklig zu der der Stiftskirche und zum Theil hinter deren Vorhalle steht. Der Grundstein wurde gelegt 1724 am Fest des hl. Ignatius, eingeweiht wurde die Kirche 18. Mai 1729. Zum Platze gab das Kapitel den dritten Theil seines Hofes; die Kirche wurde hauptsächlich gegründet vom Stiftsdechanten Peutinger und zeichnet sich aus als schöner Innenraum, das Äußere ist einfach und wenig gefällig. Zwei niedere oben achteckig werdende Thürme flankiren die Schauseite; sie ist zweistockig, hoch und groß, wie die ganze Kirche aus Backsteinen und übermörtelt, unten mit langen dorischen, oben mit jonischen Pilastern. Die Formen sind leer und gequetscht. Zwei Muschelnischen mit den Statuen des Ignatius von L. und des Fr. Xaverius im zweiten Stockwerk, zu Seiten Riesenschnecken, dahinter die zwiebelbedachten Thürme.

Um so schöner und harmonischer ist das Innere. Hier walten wieder einfache Zahlenverhältnisse. Die ganze innere Länge beträgt 150 Fuß, die ganze innere Breite 66 Fuß, die Breite ohne die Kapellen 42 Fuß, die Höhe 72 Fuß, Weite der Kapellen 24, Länge des Chors 48 Fuß, lauter durch 6 theilbare Zahlen. An ein breites Schiff mit Westempore auf Säulen und je 3 großen rechteckigen Längskapellen schließt sich der schmälere, halbrund schließende Chor. Alles gewölbt und bemalt und durch reiche korinthische Pilaster belebt und gegliedert. Die Kapellen zweistockig. Die Hauptbilder an der Schiffdecke sind Verkündigung Mariä und Darstellung im Tempel, im Chor Himmelfahrt Mariä. In einer Nische links steht an einem allegorischen Gemälde das Zeichen des Malers T. S. Inv. et

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_404.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)