Seite:OberamtEllwangen 470.jpg

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wegen seiner Wohlthätigkeit sehr gerühmter, aber wenig energischer Fürst, großer Gönner der Jesuiten, stiftete er den 16. Mai 1778 die Summe von 10.000 fl. für bedürftige Bürgersleute der Stadt Ellwangen, in seinem Testamente diejenige von 4000 fl. zur Erlernung nicht kostbarer Handwerke von Seiten ellwangischer Landeskinder [1]. Nachdem er im Jahr 1769 Bischof von Regensburg geworden, wählte er sich am 30. April 1770 einen Koadjutor und übergab demselben am 12/27. Sept. 1777 die ganze Landesregierung unter Vorbehalt des ellwangischen Sitz- und Stimmrechts bei der Reichsversammlung zu Regensburg und jährlicher 20.000 fl. aus den ellwangischen Kammergefällen, welcher Koadjutor denn auch am 1. November die Regierung antrat und am 24. Mai 1780 noch das seither vorbehaltene ellwangische Sitz- und Stimmrecht bei der Reichsversammlung zu Regensburg abgetreten bekam: Klemens Wenzeslaus, Sohn Friedrich Augusts II., Kurfürsten von Sachsen und Königs von Polen, nach dem Tode des Anton Ignaz wirklicher Propst 1787–1802. Beim Beginn des 7jährigen Krieges österreichischer Generalfeldmarschalllieutenant, sah er sich im 1761 durch Leibesgebrechen genöthigt, denselben zu verlassen, erhielt bereits im J. 1763 die Bisthümer Freising und Regensburg, verzichtete jedoch auf dieselben, als er 1768 Erzbischof und Kurfürst von Trier und Bischof von Augsburg wurde, an welch’ letzterem Orte er schon seit 1764 Koadjutor gewesen war. „In den Traditionen seines Hauses aufgewachsen, von der vornehmen und künstlerischen Bildung des Dresdener Hofes, dabei streng altgläubig und der Aufklärung der Zeit innerlich fremd, aber von mildem wohlwollendem Wesen, auch biegsam genug, um sich dem Einflusse der Zeit hinzugeben“ (Häusser), ließ er sich außer kirchlichen Reformationen namentlich das Schul- und Unterrichtswesen angelegen sein, fand sich freilich schon frühe – insbesondere in Hinsicht auf sein Amt zu Trier – durch eine Reihe ungewöhnlicher und folgenreicher Ereignisse, wie den Streit über den Justinus Febronius des trier’schen Weihbischofs von Hontheim, den Münchner Nuntiaturstreit und den Emser Kongreß schwierigen, auch einem Manne von mehr Festigkeit und Thatkraft vielleicht zu schwierigen Verhältnissen gegenübergestellt und verzichtete nicht nur in Folge der politischen Ereignisse den 25. April 1802 auf Trier, sondern verlor am Ende des Jahres auch Ellwangen, während er das Bisthum Augsburg, wenngleich nicht mehr als Reichsfürst, bis zu seinem Tode (27. Juli 1812) fortbehielt [2]. 1

Die Reihenfolge der Dekane aus der Zeit der Propstei ist folgende: Georg von Stein von Diemantstein 1460–1483; Erfred, Erpf, Truchseß von Höfingen 1486–1488; Joh. Schenk von Limpurg 1489 ff.; Bernhard von Westerstetten 1496–1502; Albert Thumb von Neuburg 1502 bis 1503; Konrad von Ellrichshausen 1504–1506; Fabian von Wirsberg 1506–1519; Georg von Hürnheim 1520–1537 (nachdem Propst und Konvent die von Dr. Hainzel, Pfarrer zu Beersbach, vorgezeigte päpstliche Bulle, welche diesem die Dekanatswürde übertrug, als sub- und


  1. S. Amts- und Intelligenzbl. für den Jaxtkreis v. 1844 Nro. 52 S. 248 ff.; v. 1846 Nro. 97 S. 394.
  2. Vgl. über ihn Braun a. a. O. 4, 498-602; v. Stramberg, a. a. O. S. 569 ff., 646 ff.; II. (1853) S. 1 ff.; Marx a. a. O. S. 41–441.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 470. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_470.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)