Seite:OberamtEllwangen 492.jpg

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der damaligen Klosterstudien Deutschlands bietet. Ermenrich gilt nicht ohne Wahrscheinlichkeit für identisch mit dem gleichnamigen Bischof von Passau, der von König Ludwig im Jahr 867 zu den Bulgaren gesandt wurde und nach neunjähriger bischöflicher Regierung am 16. Dezember 874 verstarb [1].

In der Folgezeit wird zwar Abt Gebhard, im Jahr 996 Bischof von Augsburg, wegen seiner Gelehrsamkeit gerühmt, die von ihm begonnene Lebensbeschreibung des h. Ulrich, seines Amtsvorgängers in Augsburg, hat jedoch keinen geschichtlichen Werth, indem in ihr das geschichtliche Interesse dem rhetorischen und rein ascetischen aufgeopfert ist.

Sicherlich im Kloster entstanden sind verschiedene nach Ellwangen benannte annalistisch-chronikalische Geschichtsaufzeichnungen des 12.–15. Jahrhunderts: die Ellwanger Annalen, kurz nach dem Jahre 1146 kompiliert, welche im Anfang aus einer Fuldaer Ableitung der Hersfelder Annalen entnommen sind und bis 1117 Verwandtschaft mit den Rosenfelder Annalen zeigen, was gemeinsame Benützung der Würzburger Chronik erweist; später bis 1237 fortgeführt, an eigenthümlichen Nachrichten, welche übrigens fast nur für die Klostergeschichte zu benützen sind, sehr dürftig und ohne jeden höheren geschichtlichen Werth. Dagegen bietet das sogenannte Chronicon Elwacense, welches namentlich im 14. und 15. Jahrhundert von der Zeit nach sehr verschiedenen Personen zusammengestellt wurde und für die ältere Zeit sich vorzugsweise auf die Ellwanger und Neresheimer Annalen gründet, schließlich aber bis zum Jahr 1477 herabgeführt wurde, vielfach selbständige und manche sehr brauchbare Nachrichten wie für die Kloster- so für die schwäbische Geschichte überhaupt [2].


  1. Vgl. P. Fr. Stälin, Geschichte Württembergs I, 172 ff. und die dort citirte Literatur, darunter besonders E. Dümmler in Forschungen zur Deutschen Geschichte 13, 473 ff. – Von den Gedichten Walafried Strabos, des berühmten Reichenauer Gelehrten und Dichters († 849), ist eines an den Ellwanger Mönch Altger, bei welchem er sich für seine Beihilfe bedankt, gerichtet. (Monum. Germ. Hist., Poetae Latin. med. aev. tom. II. ps. prior p. 36.) – Daß der hochgebildete Bischof Adalbero von Augsburg (887–910) aus Ellwangen hervorgegangen sei, ist nicht genügend begründet (vgl. S. 460).
  2. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. 4. Auflage. Bd. 2, S. 299. – Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, Bd. 1 S. 50. 51.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 492. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_492.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)