Seite:OberamtEllwangen 497.jpg

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Rathhaus, letztere bestand darauf, daß der Pfarrer mit Einführung seiner Neuerungen in der Kirche nicht gehindert werde, ja als bei einem Brande die Seile zum Sturmläuten nicht in Ordnung waren, kam es zu allerhand böswilligem Gerede gegen die Chorherren und wurde ihnen sogar von Manns- und Weibspersonen mit Todtschlagen gedroht. Dieselben hielten sich in der Stadt nicht mehr für sicher und begaben sich in der Hoffnung, daß nach ihrem Weggang der Statthalter um so eher mit den Bürgern zurecht komme, theils auf’s Schloß, das sie aber auch wieder verließen, als am 29. d. M. von den Bürgern in Hinsicht auf Umgeld, Steuer, Wache u. drgl. Neuerungen verlangt wurden, es auch zu einer Rauferei zwischen einem schlechtbeleumundeten Leviten und anderen Personen kam, theils sogleich anderwärts wohin. Die Bürgerschaft dagegen wurde unter Leitung Mumbachs immer unruhiger und ließ sich zum Theil auch mit den aufständischen Bauern der Umgegend ein, weßhalb der Statthalter und der Dekan Georg von Hürnheim mit dem Kapitel den Schwäbischen Bund um Hilfe und dieser die verschiedenen Pfalzgrafen um Mannschaften angingen.

Da sammelten sich, als der Limpurger Bauernhaufe sich näherte, besonders auf Bereden Gültlingens und Hespergs auch aus den ellwangischen Ortschaften Bauern auf der langen Wiese zu einem Haufen, welchem der Stadtschreiber die 12 Artikel verlas. Ihre Absicht war nach ihrer Angabe hauptsächlich, ihre Fallgüter in Erbgüter zu verwandeln und der Gülten los zu werden. Sie verlangten gegen Ende Aprils Einlaß in die Stadt, woselbst sie nach ihrer Erklärung nur kurz verweilen wollten, um alsbald dem Limpurger Haufen zuzuziehen, auch Schloß und Stadt ungeschädigt zu lassen versprachen. Sobald sie jedoch herein gelassen waren, stellten sie das Ansinnen an die Bürger, sich ihnen anzuschließen, und zwangen sie, da dieselben keineswegs durchaus gutwillig folgten, und so insbesondere Statthalter und Räthe, von denen sie Gemmingen einige Zeit gefangen nahmen, und welche dadurch größeren Schaden abzuwenden hofften, am 26. d. M. die 12 Artikel anzunehmen. Dann setzten sie die Eröffnung des Schlosses und die Lieferung von über 1200 fl. Proviant an Wein, Vieh und Speise durch.

Von der Stadt weg zogen aus dem Ellwangischen gegen 2000 Aufständische, an der Spitze der Hauptmann Bonifazius Hofmann aus Ellwangen und mit Gültlingen, welcher als der Rath dieser Bauern erscheint, und Hesperg, in die Gegend von

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 497. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_497.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)