Seite:OberamtEllwangen 498.jpg

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Dinkelsbühl, fielen verstärkt durch weitere Bauern am 28. und 30. plündernd und brennend in Kloster Mönchsroth ein, suchten auch die sonstige Umgegend heim und zwangen am 6. Mai die Stadt Dinkelsbühl selbst zu einer bedingten Unterwerfung. Von da kamen, wie es scheint, den 10. Mai 5–600 markgräflich brandenburgische Bauern mit ihnen zurück und nun wurde ärger gehaust als zuvor. Es wurde in das Kapitelhaus und in die Wohnungen der Chorherren eingefallen, Öfen, Fenster zerschlagen, Silber, Kelche, Meßgewänder geraubt, die Bücher in der Kapitelsliberei beschädigt. Allein auch die der Bauernsache abgeneigten Bürger thaten sich jetzt zusammen und bildeten fast einen ebenso zahlreichen Haufen wie die Markgräflichen. Sie vertrieben die Bauern aus der Stadt und nahmen ihnen die Beute wieder ab. Als sich die letzteren gegen das Schloß wenden und dasselbe verbrennen wollten – die Ellwanger Bürger und z. Th. auch Bauern waren nicht damit einverstanden –, ordnete der dort befehligende Amtmann Birger an, auf sie zu schießen, während die Bürger ihnen in den Rücken fallen wollten. So zogen sie ab. Den 17. Mai kamen wieder neue Bauern in die Stadt und wollten einen Zug zum Limpurger Haufen werben. Ehe dies jedoch gelang, erschien im Namen der rheinischen Pfalzgrafen Ludwig (des Kurfürsten) und Friedrich, sowie der neuburgischen Otto Heinrich und Philipp und besonders des Ellwanger Propsts selbst, eines Bruders der beiden ersteren und Oheims der beiden letzteren, endlich auch des Schwäbischen Bundes, der neuburgische Hauptmann und Pfleger zu Lauingen Ritter Reinhard von Neuneck, Schwager des Ellwanger Stadtvogts von Gemmingen, welcher eben dem Grafen von Oettingen die aufrührerischen Bauern im Ries bekämpfen half, mit etwa 300 Reisigen und ebensoviel Fußvolk – nach einigen Berichten hatte er gräflich öttingischer Beihilfe sich zu erfreuen, vor Ellwangen. Durch Anzünden dreier Nachbarorte – nach späteren Angaben hatten die Bauern Dalkingen, Jagsthausen und Baiershofen (so Khamm a. a. O. S. 67 ff.) niedergebrannt; eben da ist auch von 436 auf dem Schlachtfelde erlegten und 23 hingerichteten gefangenen Bauern die Rede – lockte er 3 bis 400 Bürger und Bauern aus der Stadt, überfiel sie aus einem Hinterhalt und ließ über 30 derselben erstechen. Ihm ergab sich Stadt und Schloß, die Bürger mußten noch am gleichen Tage für die Pfalzgrafen, den Propst insbesondere, auch den Bund huldigen, sowie die alten Verbindlichkeiten wieder aufnehmen. Das Land wurde gebrandschatzt,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 498. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_498.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)