Seite:OberamtEllwangen 499.jpg

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wegen der Brandschatzung der Stadt sollte in 8 Tagen verglichen werden, da übrigens die Mehrzahl der Bürgerschaft sich nur ungern den Bauern angeschlossen, gewährte man ihr, daß alle Chorherren und Pfaffen die bürgerlichen Beschwerden gleichmäßig mittragen und zu Reisen, Steuern und Wachen wie die Bürger verpflichtet sein sollten.

Während der Bauernunruhen war von den beiden Chorherren, dem Pfarrer und Prediger, die alte kirchliche Ordnung abgethan, vom Pfarrer im Stift gepredigt, die Messe und das Singen der 7 Zeiten abgeschafft und das Nachtmahl öffentlich unter beiderlei Gestalt ausgetheilt worden, allein nach Unterdrückung derselben wurden Mumbach und Kreß durch Neuneck dem neuburgischen Pfalzgrafen Otto Heinrich überantwortet, von ihm einige Zeit in Neuburg festgehalten, dann aber (nach dem 24. August) dem Bischof von Augsburg übergeben, durch dessen Gericht sie auf dem Schloß zu Dillingen in Anwesenheit des bischöflichen Fiskals Johannes Has den 20. und 21. Oktbr. des Jahrs eingehend über ihren Glauben und Lehre verhört, sodann für Häretiker und Schismatiker erklärt, ihrer kirchlichen Ämter und Würden entsetzt und schließlich am 7. November zu Lauingen mit dem Schwert hingerichtet wurden. Kreß hatte widerrufen und wurde deshalb in geweihter Erde bestattet, Mumbach dagegen blieb seiner Lehre getreu und weigerte sich insbesondere das Sakrament anders als in beiderlei Gestalt zu empfangen, weshalb er „in das Feld“ begraben wurde. Hesperg wurde gefangen von Neuneck dem Markgrafen Kasimir von Brandenburg überantwortet, von diesem aber gegen eine Urfehde entlassen, seiner Chorherrnwürde und seiner fahrenden Habe, welche sein Bruder erhielt, für verlustig erklärt, hatte auch das Stift für alle Zeit zu verlassen. Gültlingen entfloh zum Haller Haufen, verehelichte sich in der Folge und starb zu Straßburg [1].


  1. Vgl. zum Bisherigen: Oechsle, Beiträge zur Geschichte des Bauernkriegs 414–419, 454; von Martens, Geschichte der innerhalb . . . des Kgr. Württemberg vorgefallenen kriegerischen Ereignisse, 224; Stälin, Wirt. Geschichte, 4, 247. 248, 292. 293. 302. 303. Schad, Die Reichsstadt Dinkelsbühl im Bauernkrieg (Jahresbericht der K. Realschule zu Dinkelsbühl 1879/80). Baumann, Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs in Oberschwaben, und derselbe, Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs aus Rotenburg a. d. Tauber (Bibl. des litterar. Vereins, Bd. 129 u. 139 s. d. Register). – Über einen Zug der Bündischen und Haller gegen das zuvor vom Gaildorfer Bauernhaufen besetzte Bühlerthann s. unten bei Bühlerthann.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_499.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)