Seite:OberamtEllwangen 500.jpg

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Nach Beginn Juli’s kehrten Dekan und Kapitel in ihre Residenz zurück.

Als Bauernanführer im Ries werden Hans Peck von Zöbingen, der übrigens meist zu Nördlingen lag und dort auf der Gemeinde Kosten zechte, und Sixt Merz von Pfalheim genannt, „ein wohlhabender Mann, dem der Bauern Sach ganz übel gefällt, denn was er aus Zwang thun muß.“ [1]

Beim Limpurger und Hall-Gmünder Haufen war der ellwangische Vogt zu Tannenburg Philipp Fierler oberster Anführer gewesen, hatte jedoch ein geheimes Einverständnis mit dem Stift unterhalten. Als Abtheilungen dieser Haufen unter anderem in der zweiten Hälfte Aprils Kloster Lorch und Schloß Hohenstaufen in Brand steckten, waren auch ellwangische Unterthanen dabei.

Daß Propst Heinrich, wie der Deutschmeister später im Ärger über ihn nach Rom berichtete, mit Dekan und Kapitel lutherisch geworden sei, war schon dem Bisherigen zufolge jedenfalls unrichtig, mochte er auch vielleicht in seiner späteren Lebenszeit gegen Andersdenkende milder geworden sein; noch im J. 1526 aber ließ er 32 Lutheraner gefangen nehmen, mit einem langen Seil zusammenbinden und in der Mitte der Stadt zur Hinrichtung aufstellen. Drei wurden wirklich geköpft, den übrigen jedoch auf mitleidiges Flehen der Domherren, Bürger und Weiber, gegen Bürgen und schriftliche Verschreibungen, daß sie vom Lutherthum kein Wort mehr reden wollen, das Leben geschenkt [2]. Doch blieb auch seinen Nachfolgern noch der Kampf gegen die Lutheraner vorbehalten. So fand sich schon unter Kardinal Otto ein früherer Ellwanger Priester und Bürger, nunmehr evangelischer Prediger, aus dem Württembergischen mit seinem Weib in Ellwangen ein, welchem von vielen „große Ehrerbietung bewiesen“ wurde, weshalb Otto den 24. April 1559 ihn oder andere solche Winkelprediger gefänglich einzuziehen befahl. Allein die Predigten fanden in der Stadt und auf dem Land lebhaften Beifall, so daß viele sich der Beichte enthielten und ihren Kirchgang zu ausherrischen lutherischen Pfarrern


  1. Jörg, Deutschland in der Revolutionsperiode von 1523/1526 S. 207 ff.
  2. [Sender] Relatio de ortu et progressu haeresum in Germania, Ingolst. 1654 S. 16. – Über das Vorgehen des von Ellwangen abgesandten Profosen des Schwäbischen Bundes Aichelin auf dem Mantelhof s. OA.Beschr. Aalen S. 321.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 500. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_500.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)