Seite:OberamtEllwangen 502.jpg

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16. Jahrhunderts einen Revers ausstellen, der katholischen Konfession treu zu bleiben. Im folgenden Jahrhundert ließen sich die Jesuiten die Bekehrung der Protestanten in Verbindung mit den Hexenprozessen besonders angelegen sein und wurde kein Häretiker mehr wissentlich geduldet.


Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. Als nach Beginn des 17. Jahrhunderts der Gegensatz zwischen den katholischen und evangelischen Ständen immer drohender wurde und sich besonders auf des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern Betreiben gegenüber der evangelischen Union die katholische Liga bildete, trat dieser der ellwangische Propst Johann Christoph I. alsbald bei und seine und seiner Nachfolger Abgeordneten fanden sich pflichtlich auf den Bundestagen, vom ersten Münchener vom 10. Juli 1609 an bis zur faktischen Auflösung der Liga nach dem Siege Gustav Adolfs von Schweden bei Breitenfeld vom 17. September 1631, ein [1]. Da nun insbesondere die benachbarten Stifter Würzburg und Bamberg in die Hände der Schweden fielen und deren Truppen immer näher streiften, floh der Propst Johann Jakob den 18. Oktober sammt den Kapitularen, Räthen und anderen meist vornehmen Personen und überließ das Stift, Stadt und Schloß dem Hofmeister Wolf Christoph von Bernhausen und Georg Christoph Gans von Otzburg, welcher als Kapitän dem ligistischen Obersten Rupp unterstellt wurde, sammt dem Stiftsausschuß zur möglichst guten Vertheidigung. Bald darauf begannen denn auch die Lieferungen und Truppendurchzüge zunächst noch befreundeter Heere. So waren den 29. Nov. General Gallas und Oberst Ossa hier über Nacht, den 30. marschirte der Markgraf von Baden mit etlichen Kompagnien Reiter durchs Stift, den 1., 2., 3. December zogen die Lothringer auf ihrem Wege ins Würtembergische durch, wobei sie zu Dalkingen, Buch, Schwabsberg, Wasseralfingen und an anderen Stiftsorten wie Feinde hausten, am 2. Dec. reiste General Pappenheim durch und speiste im weißen Rößlein. Auch am 1. Februar des folgenden Jahrs waren es etwa 200 Reiter des Generalwachtmeisters Grafen von Cronberg von Tillys Heer, welche in Westhausen plünderten und als die Bauern von Röhlingen, Killingen und Pfahlheim bei 600 sich gegen sie zusammenrotteten und sie zurücktrieben, nach Westhausen zurückkehrten und namentlich in der Kirche noch ärger hausten, am 2. Schloß Oberalfingen, am 4. Wasseralfingen, am 8. Dalkingen, Buch, Schwabsberg, Wagenhofen, Hofen und Heilberg, am 11. Neunheim plünderten, ohne daß Klagen bei Tilly von Erfolg gewesen wären.

Seit der zweiten Hälfte Februars erschien auch der Feind in der Gegend. So machten am 29. d. M. etwa 750 Mann zu Fuß, meist hohenlohischer Ausschuß, mit einem großen Geschütz einen Angriff auf Schloß Tannenburg, in welchem etwa 30 Mann lagen, wurden aber


  1. Im Jahr 1621 überfiel der Pfalzgraf Kurfürst Friedrich V. die Stadt Ellwangen heimlicherweise, wie es scheint in Händeln wegen der von ihm verweigerten Requisition der Lehen Strahlenberg und Schriesheim. Ellwangen klagte deshalb im Jahre 1623 wegen Felonie, doch wurde im Jahr 1650 sein Sohn Karl Ludwig wieder belehnt.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 502. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_502.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)