Seite:OberamtEllwangen 528.jpg

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Priesterexerzitien unter der Leitung des Pater Vogl von dem Redemptoristenkollegium zu Altötting im Oktober 1849 und eine eben von dort aus ins Werk gesetzte Volksmission im Juli 1850 beitrugen. Bei dieser war die Theilnahme des Volks so groß, daß in den letzten Tagen die Zahl der Wallfahrer sich auf zwischen 25- und 30.000 belief. – Der in den Jahren 1719 ff. gehegte Plan, hier ein Kapuzinerkloster zu erbauen, scheiterte am Widerspruch der Jesuiten und anderer Klöster und ebenso kam der Plan des freiresignirten Abts des Benediktinerstifts St. Bonifaz in München, Paul Birker, hier eine Benediktinerkolonie zu errichten (1857), nicht zur Verwirklichung [1]. 1

Als erster Jesuit [2] kam im Jahr 1561 Canisius nach Ellwangen, von Kardinal Otto, dem ihm befreundeten Gönner der Jesuiten, zur Bekämpfung der Lutheraner dahin gesandt (S. 501). Im Jahr 1585 berief Propst Wolfgang in der Fastenzeit zwei Jesuiten aus Dillingen und von da an wurden überhaupt ziemlich regelmäßig und öfters, insgemein fünfmal des Jahrs, solche zu Missionen in das Fürstenthum hierher berufen, wofür mit der Zeit jährlich 200 fl. als Almosen nach Dillingen gesandt wurden. Seit 1611 aber waren beständig zwei Glieder des Ordens am hiesigen Hofe, von denen einer namentlich die Beichtvaterstelle am Hof, der andere die Wallfahrt auf dem Schönenberg besorgte. In Folge der Schenkung Ellwangens an den Grafen von Hohenlohe mußten sie kurze Zeit weichen. Propst Johann Christoph II. (von Freiberg) setzte in seinem Testamente vom Jahr 1617 6000 fl. zur Erbauung einer Schule für sie aus, eine Summe, welche jedoch nicht alsbald zur Verwendung kam; noch weiter ging Propst Johann Rudolf, indem er 1658 die 4 Patres – er hatte sich zwei weitere von der Societät erbeten – in die Stadtvogtei setzte, ihnen die Liebfrauenkapelle im Kreuzgang des Stifts einräumte, zu ihrer Unterhaltung 600 fl. an Geld und verschiedenen Naturalien jährlich anwies, die zwei neuberufenen speziell für den Unterricht


  1. Die Errichtung einer Bruderschaft vom h. Leben und Wandel Mariä, Jesu und Joseph genehmigte Papst Klemens IX. den 12. April 1669, Propst Johann Christoph III. den 27. Juli 1669.
  2. Vergl. zum folgenden: Ign. Agricola, Historia provinc. Societatis Iesu Germaniae superioris Lib. I p. 106, 291–294, 313; II p. 90, 341; III 32, 85, 86, 131, 235, 253, 314, 362, 421, 439; IV 64; Leonhard, Geschichte der höheren Lehranstalt in Ellwangen, Abth. I, II (Gymnasiumsprogramm v. 1861, 62).
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 528. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_528.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)