Seite:OberamtEllwangen 703.jpg

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bei den Männern die bis zum Hals geschlossene Weste und das schwarze Halstuch, so daß nichts Weißes zu sehen ist.

3. Der Charakter ist gleichfalls mit dem fränkischen übereinstimmend: manierliches Auftreten, vorsichtiges Zurückhalten (i will awer nix gsôcht hawe), dabei hervortretend kirchlicher Sinn und Festhalten an väterlichem Brauch. So sind auch

4. die Gebräuche durchaus mit denen des Crailsheimer Bezirks übereinstimmend. Bei Taufzechen, Hochzeiten dieselbe Speiseordnung: Suppe, Voressen, Sauerkraut und Schweinefleisch, die Fleischportionen immer zum Mitnehmen für die Gäste eingerichtet. Sogenannte Zechhochzeiten (wo der Gast seine Zeche bezahlt) kennzeichnen immer den Hereingezogenen. Das Connubium findet im Ganzen fast nur mit fränkischen Gemeinden statt, viel seltener mit schwäbischen (Adelmannsfelden). Gemischte Ehen sind trotz des Zusammenlebens mit Katholiken von jeher äußerst selten. Von Sagen s. o. S. 161.

Geschichtliches erfährt man durch die Kirchenbücher nur aus der Zeit des 30jährigen Krieges. Nachdem schon 1632 ein Mann bei Hummelsweiler von herumstreifenden „spanierischen“ Reitern erschossen worden, desgleichen 1634 ein Mann von Betzenhof im Walde von Reitern erschossen, wird auch Hummelsweiler und Umgegend von dem „Einfall kaiserlicher Völker“ vom 31. August 1634 an und dann besonders in den folgenden Monaten nach der Schlacht bei Nördlingen schwer betroffen. Das Todtenbuch zählt unter den 430 Todten der ganzen Pfarrei für Hummelsweiler und seinen Zubehörden in der Zeit weniger Wochen 80 Todte auf, darunter besonders viele Frauen, Mädchen, Mägde u. s. w. Bei manchen steht der Beisatz: Im Garten hinter dem Hause begraben.

Was die Schulverhältnisse betrifft, so findet sich darüber folgender Eintrag des Pfarrers Sülzer vom Jahr 1778. Es ist in diesem Jahre der Schulmeister Joh. Joach. Heer in Hummelsweiler gestorben. Vor diesem war kein ordentlicher Schulmeister in Hummelsweiler, sondern die Kinder giengen (bis zum 10. und 11. Jahre) entweder gar nicht in die Schule, oder zu einem Gemeinsmann, der sich dazu brauchen ließ. Endlich kam es dazu, daß die Gemein sich resolvirte, ein Schulhaus zu bauen. (Mit 10 oder 11 Jahren kamen die Kinder in die Schule nach Honhardt, so noch bis 1830). Und da die Abendkirche, besonders zu Winterszeit von den Hummelsweilern niemals besucht wurde, so wurde auch dies ihr Vorhaben

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 703. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_703.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)