Seite:OberamtEllwangen 796.jpg

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zugehörig und sagen, daß das Kloster die Lehenschaft der Pfarrei seit dem Jahre 1379 ohne jeglichen Eintrag und Hinderung innegehabt und nach seinem Gefallen ausgeübt habe. Noch nach dem Staatshandbuche vom J. 1881 befindet sich unter den 58 Einwohnern nur 1 evangelischer. (Vrgl. namentlich Khamm a. a. O. S. 139, 140 und Schwäbisches Archiv herausgegeben von Hausleutner, 1, 379, sowie auch Braun, Augsburg S. 565).

Gerade die kirchlichen Verhältnisse waren es denn auch, welche vielfach zu Streitigkeiten führten. So fuhr nach dem Tode des letzten Inhabers der Pfarrei der Superintendent von Königsbronn an Lätare (26. März) 1618 auf herzoglichen Befehl mit 9 Reisigen und 4 Kutschenpferden Morgens 7 Uhr im Dorf ein, eröffnete die Kirchthüre, riß alle Altartücher von den Altären, that die Kirchenfahnen, Leuchter, Weihkessel, den Inhalt des Sakramenthäuschens und anderes in die Sakristei, bestieg die Kanzel, predigte evangelisch, setzte einen jungen Geistlichen zum Prediger und verpflichtete die 2 württembergischen Hintersassen sammt Mesner und dessen Familie, nur diesen Geistlichen zu hören; schon am Montag aber ließ der Propst auf die Mittheilung des Vorfalls den Prediger mit 6 Pferden an die Stiftsgrenze führen. Weiter ließ nach dem Tode Herzog Karl Eugens im Jahr 1793 das Oberamt Königsbronn das Trauergeläute veranstalten, allein der ellwangische Schultheiß nach einem Auftrage des Amtmanns zu Wasseralfingen in Amtstracht und in Begleitung von 4 mit Flinten bewaffneten Bürgern die Schwenkel aus den 3 Glocken herausschneiden und zur Verwahrung ins Amtshaus bringen. Auf Klage Württembergs gestattete Ellwangen das Geläute wieder in der Eigenschaft einer „dem hochseligen Patronen gewidmeten verehrungsvollen Huldigung.“ Bei Herzog Ludwig Eugens Tod im Jahr 1795 stand Württemberg vom Verlangen des Läutens ab.

Reichenbach, Weiler, 11/2 km südlich von W., im schönen von Nußbäumen beschatteten Thal des Reichenbachs unter dem waldgrünen Albtrauf gelegen, mit stattlicher dem h. Georg geweihter Kirche, mit schönem schon älterem Altarblatt auf dem Hochaltar. Der im Westen stehende Thurm ist unten herauf noch gothisch, wird oben achteckig und endigt in einem Zopfzwiebel; die Kirche wurde im Mai 1729, nachdem sie sehr erweitert worden war, eingeweiht. (Urkunde in der W. Pfarrregistratur).

Die Umschrift der größeren Glocke lautet: Ora Pro Nobis S. Georius. Johann Philipp Greiner, Ambtsschreiber. Baltas Schwerthlen, Schultheißen. Hans Honn und Hans Eberlin, beiden Heiligenpfleger zu Reichenbach. 1621.

Auf der kleineren Glocke steht: Ave Maria Gratia Plena. 1762; dann ein Medaillon mit Glocke und Nikolaus Arnold.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 796. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_796.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)