Seite:OberamtEllwangen 802.jpg

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noch zu lesen: Georg Abelin und Johann Veith, Oberrath von Dinkelsbühl.

Gutes Trinkwasser ist im Überfluß vorhanden; die stärksten Quellen auf der Markung sind die bei Konradsbronn und das Rinnenbrünnlein; von Weihern, in der Größe von 2–30 Morgen, der Pfarr-, Mühl-, Öl-, Egel-, Jammer- und Sägeweiher. Mehrere Weiher wurden trocken gelegt zu Wiesen oder Wald. Die Rothach bekommt in ihrem Lauf als Nebenbäche den Daubenbach, Häringsbach, Jammerbach, Bronnbach.

Die Erwerbsmittel bestehen in Feldbau, Viehzucht, Handwerken und Taglohnarbeiten, die Obstzucht ist gering, zumal seit dem kalten Winter von 1879 auf 1880. Der Wiesenbau, mit mittlerem Ertrag, beträgt 1/3 der Markung. Das Spital Dinkelsbühl besitzt auf der Markung 1500 Morgen Nadelwald mit sehr gutem Bestand, der Staat 300, die Stiftung 210 Morgen, wovon die Hälfte des Reinertrags die Pfarrstelle bezieht. Weiden und Pferch tragen jährlich je 300 M. Sieben Mahlmühlen bestehen, neun Sägmühlen, eine Ölmühle, dann eine Bierbrauerei; ein sehr tüchtiger Kunstschreiner hat hier eine besuchte Werkstätte. Durch Waldarbeiten haben die Leute viel Nebenverdienst; bedeutender Handel mit Langholz, Brettern, Hopfenstangen, Schindeln.

Die Kirchenstiftung, welche durch Pfarrhausbau (1843) und Kirchenbau (1876) stark geschmälert wurde, beträgt dermalen 18.000 M.

Im Dinkelsbühler Spitalwald Brand liegen die Trümmer der Brandmauer, herrührend von einem spital-dinkelsbühlischen Bauernhof. Noch ist die Stelle, wo der Brunnen sich befand, sichtbar, ebenso die Grundmauern des Wohnhauses und des Ökonomiegebäudes; an letzterem war noch bis zum Jahr 1870 ein gewölbtes steinernes Thor vorhanden mit dem Wappen der Stadt Dinkelsbühl und der Jahreszahl 1595. Der bekannte Sturm vom 26. Oktober 1870 warf damals die in der Nähe stehenden starken Nadelholzstämme auf die noch über zwanzig Fuß hohe Mauer, daß sie zusammenstürzte. Die Sage ließ auf dieser Mauer zeitweise einen Geist sitzen, welcher Schellenbögen (für die Leithämmel) schnitzte, den sogen. Schellenbogenschnitzler (s. o. S. 162). Die Pächter des Hofes sollen dessen Bewirthschaftung vernachlässigt, sich vom Diebstahl genährt und auch anderem Raubgesindel, das die Gegend unsicher machte, Unterschlauf gewährt haben, weshalb derselbe niedergerissen worden sei.

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 802. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_802.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)