Seite:OberamtMergentheim0005.jpg

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selbst im Tauberthale die Landesgrenze nicht und erst weit außerhalb des Bezirkes, im Süden und Osten desselben, erheben sich die Keuperberge über die Lettenkohlenebene.

Wir haben es daher in dem Bezirke der Hauptsache nach mit einer Kalkformation zu thun, welche eine zwar nicht an Arten, aber an Individuen reiche, charakteristische Meeresfauna enthält. Die massenhafte Anhäufung der Stielglieder von Encrinus liliiformis läßt auf eine außerordentliche Häufigkeit dieses Pflanzenthieres schließen. Von Muscheln sind die dem Muschelkalk ausschließlich angehörigen Myophorien in verschiedenen Arten, ferner Ostrea, Pecten, Lima und Gervillia zu erwähnen. Von Brachiopoden ist bis jetzt außer Lingula und Orbicula nur Terebratula vulgaris bekannt, welche im Hauptmuschelkalke ganze Bänke bildet. Die Cephalopoden sind durch Nautilus bidorsatus, Ceratites Buchii, Ceratites nodosus und Ceratites semipartitus vertreten. Fischschuppen und Zähne sind durch den ganzen Hauptmuschelkalk häufig, am meisten ist hievon auf der Grenze gegen die Lettenkohle in einem Bonebed zusammengedrängt. Die Knochen großer Saurier finden sich vereinzelt im Muschelkalk. Erst am Schluß der ganzen Schichtenreihe treten in den Sandsteinen der Lettenkohle Landpflanzen auf.

Die einzelnen geologischen Abtheilungen haben eine sehr ungleiche Verbreitung in dem Bezirke. Der Wellendolomit ragt nur einige Kilometer weit, im Tauberthale bei Edelfingen herein. Der Wellenkalk tritt hauptsächlich ebenfalls im Tauberthale und dem untersten Ende der Seitenthäler auf. Das Anhydritgebirge und der Hauptmuschelkalk bilden in großer Ausdehnung die Oberfläche. Wo sich der Hauptmuschelkalk zu ausgedehnten Plateaus entwickelt, wie im Süd- und Nordosten des Bezirkes, da ist er meist von Lettenkohle bedeckt.

Uns interessirt zunächst die vertikale Aufeinanderfolge der Schichten.

Das Liegende derselben bildet der bunte Sandstein, welcher bei Königshofen, Lauda und Schweigern vortrefflich aufgeschlossen ist. An den beiden ersteren Orten wird in der Thalsohle ein weißer, 2 m mächtiger Sandstein abgebaut, welcher umsomehr in die Augen fällt, als darüber und darunter nur rothes Gebirge liegt. Es ist hier die oberste Sandsteinbank des bunten Sandsteins, die Chirotherium-Bank, so benannt nach den in ihr vorkommenden Fährten eines Sauriers. Darüber liegen rothe

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0005.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)