Seite:OberamtMergentheim0017.jpg

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vom Trillberg stammt das Straßenpflaster von Mergentheim, das dort früher sogar unterirdisch gewonnen wurde.

Die Brockelbänke, die da und dort in kleinen Brüchen aufgeschlossen sind, liefern Straßenmaterial, aus den oberen Bänken stammt das Straßenpflaster von Rothenburg.

Der vorzüglichste Stein des Bezirkes ist der Kornstein. Dieser klingend harte, dolomitische Kalkstein findet die vielseitigste Verwendung als Baustein, zu Brunnentrögen, Rinnsteinen u. s. w. Aus diesem Stein ist der älteste, aus dem 13. Jahrhundert stammende Theil der Franciskanerkirche in Rothenburg erbaut, dort sind auch trefflich erhaltene Grabsteine aus dieser Zeit, und der schöne Brunnentrog vor dem Rathhause in Kornstein ausgeführt. In neuerer Zeit wurde dieses Material vielfach zu den Hochbauten der Tauberbahn verwendet, die neuen Kirchen von Biberehren, Buch und Schmerbach sind aus diesem Stein erbaut.

Der Kornstein heißt der Hartstein im Gegensatz zu dem weichen, feinkörnigen Lettenkohlensandstein, der viel leichter zu bearbeiten, für künstlerische Zwecke geeigneter, aber auch weit weniger dauerhaft ist. Er ist in dem Bezirke sowohl, als bei den Bauten in Rothenburg sehr häufig verwendet.

Charakteristisch für das Dolomit- und Kalk-Gebirge sind die in unserem Bezirke so außerordentlich häufigen Erdfälle. Wo Kalk- oder Dolomit-Schichten ohne weitere Bedeckung die Oberfläche bilden, da nehmen die Schichten unmittelbar das niederfallende Regenwasser auf. Liegt aber über diesen Schichten das Wasser nicht durchlassender Lehm oder Lettenkohle, so läuft in den tieferen Theilen des welligen Plateaus das Wasser zusammen, es bilden sich kleine Bäche, die, wenn sie in ihrem Lauf auf ein ernstliches Hindernis stoßen, den Lehm oder die Lettenkohle durchbrechen und in den darunter liegenden dolomitischen Schichten verfallen. Steigt man in den Trichter dieser Erdfälle hinunter, so findet man dort die obersten Schichten des Muschelkalkes anstehen, als oberste Bank immer das Bonebed.

Das Wasser versinkt aber nicht, wie in den massigen Dolomiten der Alb, auf sehr bedeutende Tiefen, es setzt vielmehr seinen Lauf in den schwach geneigten Schichten fort und tritt nicht selten schon in den etwas tiefer gelegenen Theilen des Plateaus wieder zu Tage. So versinken in dem Orte Spielbach

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0017.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)