Seite:OberamtMergentheim0046.jpg

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zuweilen in schroffen Wänden bis zu 200 Fuß und noch größerer Mächtigkeit auftritt; größtentheils verhält es sich auch so in den verschiedenen Seitenthälern. Auch das Anhydrit-Gebilde fehlt hier nicht. Aus der Verwitterung dieser Gebilde ist nun der Boden an den Hängen der verschiedenen Thäler entstanden. Auf diesem scheinbar mageren und häufig ganz steinigen Boden gedeihen die besten Weine unseres Bezirks. Die unten mehr dem Thale zu gelegenen Böden, die nicht mehr dem Weinbau dienen, zählen, wenn sie auch steinigt sind, zu den besten und fruchtbarsten Äckern, sie sind tiefgründig und bei entsprechender Behandlung dankbar in sehr reichen Ernten durch alle Rubriken. Es gedeihen auf diesen kalkreichen Böden: Luzerne, Esper, Deutschklee, Roggen, Gerste, Dinkel, Waizen, Kartoffel u. s. w.

Treten wir nun hinauf auf die benachbarten Höhen, so finden wir eine meist flache, manchmal durch wellenförmiges Terrain unterbrochene, man möchte fast sagen, langweilige Hochebene, mit einem in seinem Zersetzungsgrad unten sehr wechselvollen Boden, entstanden aus den oberen Gliedern der Muschelkalkformation. Diese Böden sind theils tiefgründig, lehmig, theils mit kleinen und größeren Kalksteinen vermengt, theils so seichtgründig, daß der Pflug bei einem Tiefgang von einigen Zoll wie auf einem Straßenpflaster dahinfährt und manchmal im Boden gar nicht zu halten ist. Der aus der obersten Etage, dem dolomitischen Kalk, entstandene häufig eisenschüssige, leichte, selten tiefgründige Boden zeichnet sich gleichfalls durch seine reichliche Menge größerer und kleinerer meist eckiger Kalksteine und dünner Kalksteinplatten aus, welche sich durch den Pflug losschälen und so auf eine ganz natürliche Art in die Ackerkrume kommen.

Das massenhafte Vorkommen solcher Kalksteinbrocken ist übrigens, wenn dieselben auch an verschiedenen Stellen oft beinahe ohne sichtbaren Erfolg zu sogenannten Steinriegeln zusammengelesen werden, gerade nicht als die schlechteste Eigenschaft zu bezeichnen; sie sind bei der angeborenen Leichtigkeit dieses Bodens die Vermittler besseren Zusammenhalts und verhindern die demselben in heißen Jahren häufig drohende Austrocknung. Nicht selten trifft man unter der Krume dieses Bodens einen ziemlich zähen mit Steinchen vermengten gelben Thonmergel. Die Ackerkrume ist durchgängig nicht tiefgründig. Da, wo Steinunterlagen sind, ist es nicht möglich, solche zu vertiefen und da, wo der Boden tiefgründig ist, hält man es nicht für

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0046.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)