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Zum Freund magst du den Franken haben, zum Nachbar aber nicht.

Diesen für uns – meint der treffliche Altbaier – sehr wahren Spruch, bietet schon Probst Konrad von Lichtenau († 1240) in der Ursperger Chronik. Schmeller führt weiter an: Johann Böhm von Aub, De omnium gentium ritibus 1520: Insolens gens est superbaque, multum sibi arrogans, multum praesumens alias nationes contemnit cavillisque adeo plerumque prosequitur, ut qui cum ea morantur nisi lingua prodat patriam suam non dicant (ein ungeberdiges, übermüthiges, sich viel einbildendes Volk, das andere verachtet und verspottet, daß Fremde, die unter ihnen leben, ihre Herkunft nicht gestehen, wenn die Sprache sie nicht verräth). Dann ein nicht eben feines Sprüchlein, eingeschrieben in Sigmund Meisterleins Chronik:

Doch ist ain Sprichwort,
Die Swaben seyen von hohem Stamm,
Sie sch... ain Rayger ab ainem Paum
Nider auf die Erden bey dem Reyn,
Davon die Schwaben kommen sein.
Und von der Swaben Stanck
Sindt kommen die Franck,
Und aus der Francken Ayr
Sindt kommen die unsaubern Payr.

Dieser Spruch, bemerkt der Münchner Benediktiner Aurbacher (Volksbüchlein, 2. A. 1835, II. 345) lebt noch in der mündlichen Tradition fort, obgleich in verstümmelter Fassung:

Es sch – drei Schwaben
In einem Graben
Und aus der Schwaben Stank
Entstund der windige Frank
Und aus des Francken Ei’r
Entstund der flackische Bai’r.

Aus dem 16. Jahrhundert fanden wir ferner bei dem Geographen Sebastian Münster (Cosmographia univ. 1550 p. 653) die Sätze: „Die Bewohner Frankens unterscheiden sich im Äußern (habitu et corpore) in Nichts von den übrigen Deutschen. Sie sind sehr arbeitsam, mit dem Weinbau beschäftigen sich auch die Weiber, Niemand geht müßig. Der Wein wird wegen der Armut der Bevölkerung meist verkauft, die Leute selber trinken Wasser, verachten das Bier und lassen es ungern einführen.“

Aus neuerer Zeit genüge es, folgende Stimmen hier zu sammeln, Ed. Fentsch in einer umfassenden Schilderung von des Volkes Eigenwesen im bayerischen Unterfranken (Bavaria 4, 227 ff.) sagt u. A.: „Im Allgemeinen ist der Franke von mittlerer Statur, mäßig gedrungen, vorwiegend schlank. Klugheit und Gewecktheit spricht aus seiner Miene. Hübscher Gesichtsbildung begegnen wir häufig unter den fränkischen Mädchen, deren Mariengesichtchen schon Karl Jul. Weber, der feine

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0117.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)