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Ähnliche Sagen von feurigen Männern finden sich fast in allen Orten des Bezirks, z. B. auf der Markung des Weilers Burgstall bei Finsterlohr, innerhalb des gewaltigen Ringwalls, gehen feurige Männlein um; beim Lohrhof (M. Frauenthal) geistet ein feuriger Mann auf dem Grubenberg, ein weiterer auf dem Börzel[ER 1]bei Simmringen. Unterhalb des „Schlößle“, eines Grabhügels (M. Althausen) zeigt sich das „Blauhösele“, Männlein mit blauen Hosen.

Doch auch von guten Geistern hat der Bezirk seine Sagen und von denselben beglückte Häuser und Orte.


12. Klopfer.

a) In der Mühlwöhrgasse zu Mergentheim steht ein großes, stattliches Haus, gibts ein gutes Weinjahr, so hört man im Keller und im oberen Hausraum das „Klopferle“.

b) Auch im Spitalkeller in Mergentheim läßt er sich an Weihnachten vor einem guten Weinjahr hören. Ja im Jahre 1861 noch wußten alte Leute von 2 Klopfern zu erzählen, die im Spitalkeller in Mergentheim existiren sollen, von einem grauen und einem schwarzen. Im Advent lassen sie sich hören, gleich Abends nach der Betglocke. Sie schlagen auf die Fässer mit silbernen Hämmerlein. Sie sollen nicht blos ein gutes Weinjahr anklopfen, sondern auch deswegen sich hören lassen, weil in der Spitalkirche keine hl. Messe mehr gelesen wird.

Die Klopfer, die man auch schon in der Karwoche hörte, sind boshaft, werfen Gemüse in Schüsseln und Tellern im Keller um. (B. I, Nr. 69.)


13. ’s schwarz Mannle in Elpersheim.

Eine ähnliche Sage geht in Elpersheim von einem schwarzen Zwerg (’s schwarz Mannle), der sich, wenn’s ein gutes Weinjahr gibt, vom Tauberberg her bis über die Brücke herüber zeigt.

Einer will ihn vor etwa 10 Jahren auf seinem nächtlichen Heimwege deutlich gesehen haben; er sei vom sogenannten Waschstein an der Brücke gegen die untere Mühle zischend an ihm vorbeigesurrt und etwa 3 Fuß hoch gewesen. (Mündl.)


14. Der Fraalesbrunn (Fräuleinsbrunnen) bei Münster.

Im Thale zwischen Münster und Lichtel entspringt der „Lägerbronnen“ aus einem ziemlich tiefen Wasserkessel, dem „Fraalesbrunnen“ der am Waldtrauf der „Lichtler Halde“ auf der linken Thalseite liegt.

Diesem Wasserkessel sollen vor Alters nächtlicherweile gewisse „Wasserfräulein“ entstiegen und öfters zum Vorsitz in des „Wolfen Haus“, äußerstes Haus von Münster, gekommen sein, wo sie mit den Mädchen und Buben des Dorfes gesungen und getanzt, auch am Spielen sich betheiligt haben. Gewöhnlich wurden sie dann eine Strecke weit begleitet. Einmal aber dauerte der Vorsitz länger als gewöhnlich und die Fräulein jammerten und klagten auf dem Rückweg: „wenn sie zu spät kämen, träfe sie Unglück und würden sie nie, nie mehr kommen. Man werde das sofort daran erkennen, wenn nach ihrem Untertauchen das Wasser sich blutig färbe“. Die ganze Gesellschaft gieng diesmal bis zum Brunnen mit und nach bewegtem Abschiede

Errata

  1. S. 128 Z. 5 lies Börzel. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite 835.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0128.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)