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Der Gäufranke spricht das ü stets sehr stark und scharf aus, weit schärfer als der Schwabe, und so haltens auch die Katholiken in Laudenbach, Honsbronn u. a. O.

8. au und äu.

Das „au“ lautet „au“ in den Worten, die im Mittelhochdeutschen ein „u“ oder „aw“ hatten, jedoch so, daß das a das u übertönt, so in Maul, Sau, Bauch, Hauwe statt Haube, Strauch, Haue, Maus etc. Als langes a lautet es, wo es an der Stelle des mittelhochdeutschen ou steht, so in Frâ statt Frau, Ach statt Auge, glâwe statt glauben, Lâb statt Laub, Lâweri statt Laubstreu, kâfe statt kaufen, dagegen „kåffen“ = kauen, vom Wiederkäuen des Rindviehs, lâfe statt laufen.

Bisweilen wird nach dem langen „a“ noch ein b oder w hörbar, so in es thabt statt thaut, er hat mi g’hawa statt gehauen.

In „ai“ lautet das „au“ um in Mairer statt Maurer.

Zu „u“ wird das „au“ in der Vor- und Nachsilbe „auf“ uff, „uffen“ statt auf ihn, nuff, ruff statt hinauf, herauf.

In „o“ geht’s über in g’loffe statt gelaufen.

„Äu“ lautet wie „ai“ z. B. Kraiter, Raiber, Saile statt Kräuter, Räuber, Säule etc.

Bisweilen unterbleibt der Umlaut, und wird „au“ statt äu gesprochen, wie Saule statt Säule oder auch „a“ wie in trâme statt träumen, v’rsâme statt versäumen, G’lâf statt Geläufe. In ein langes „î“ lautet es um in g’lîta statt geläutet, im Gäu dagegen wird letzteres Wort kurz und geschärft ausgesprochen glitta.

„eu“ lautet ebenfalls wie „ai“ z. B. Baile, haile, Ail, Lait statt Beule, heulen, Eule, Leute; überhaupt überall da, wo das „eu“ für das mittelhochdeutsche „iu“ steht.

Da wo es für das mittelhochdeutsche „öu“ steht, wird es zum langen „â“ so Hâ statt Heu, Strâ statt Streu, Frâd statt Freude, v’rlâchna statt verleugnen. Folgt auf das lange „â“ ein Vokal, so wird ein „w“ eingeschoben, also „strâwe“ statt streuen.

B. Konsonantismus.

Gehen wir die Konsonanten nach ihrer gewöhnlichen grammatikalischen Eintheilung in: 1. stumme, 2. Hauchlaute 3. flüssige durch, so finden wir, daß bei den stummen Lauten und zwar sowohl bei den Lippen- als Zungen- und Kehllauten der Unterschied zwischen hart und weich nicht vorhanden ist, sondern

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)