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d. Kleidung.

Dieselbe besteht beim männlichen Geschlecht aus einem „dreieckete Huot“, „Dreispitz“ von hartem schwarzem Filz, wird jedoch nur noch von den Alten und von ihnen nur bei feierlichen Veranlassungen – Leichen, Abendmahl etc. – getragen, während die Jüngeren bei festlichen Gelegenheiten runde, gewöhnliche Filzhütchen oder Seidenhüte und für gewöhnlich Mützen „Kappe“ tragen. Mutza – langer Rock. Wammerscht – Jacke, Kittel. House – lange Hosen, die kurzen Lederhosen sind seit einigen Jahren ganz verschwunden. Hemmed oder Hemm – Hemd. Stimpf – Strümpfe. Stiffel – Stiefel. Kummodschuh – leichte Hausschuhe.

Das weibliche Geschlecht trägt für gewöhnlich eine „Bendelkappe“, bei festlichen Gelegenheiten eine große „Spitzekappe“ s. oben S. 166, im Sommer bei der Arbeit im Freien in evangelischen Gemeinden ein „weiß“ in katholischen ein „rouths“ „Koupftüchle“, Winters und sonst bei rauher Witterung zum Gehen über Land ein großes „willis Koupftuch“ über Kopf, Hals, Rücken und Brust kapuzenartig geschlagen, einen „Rouk“ mit „Laible“ daran und mit dem „Housåk“ – Tasche darinnen, in dem das „Schnupp-“ oder „Schneiztüchle“ steckt, „Unnerrouk“, „Schärz“ mit langen hintenhinabhängenden Bändern.

Die Kleiderstoffe sind bei beiden Geschlechtern Sommers meist „bammwilli“ – baumwollen, Winters „willi“ – wollen.

In evangelischen Gemeinden sind die Frauenkleider dunkel, in den katholischen hell und bunt. Im Gäu tragen die Männer und jungen Bursche die sehr kurzen Kittel und Weste mit enganeinandergereihten großen silbernen oder versilberten Knöpfen, die öfters aus Münzen bestehen; die Weiber und Mädchen tragen bei feierlichen Veranlassungen große schwarze Seidentücher oder auch bunte Tücher sehr bauschig um den Hals geschlungen. Rock und Mieder ist vielfach mit Goldbörtchen geschmückt und sehr bunt.

Schmuckgegenstände fürs weibliche Geschlecht sind das „Oung’henk“, gewöhnlich eine vergoldete Silbermünze, die um den Hals gehängt getragen wird. Das „Patter“ – mehrere Reihen von Glasperlen u. dergl. um den Hals gehängt. „Ouhraglocka“ – Ohrenringe von Silber oder Gold. An den Fingern silberne Ringe, seit neuerer Zeit hie und da auch goldene.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0169.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)