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Leben des Landbauers und Weingärtners. Ihre Arbeiten.

Die Landwirthschaft Treibenden heißen je nach der Größe ihres Besitzes: Bauer, Häckersbauer, Häcker = Weingärtner. Die landwirthschaftlichen Arbeiten bieten keinen Stoff zu Mittheilungen für den fränkischen Wortschatz mit Ausnahme etwa von zackern – ackern, stärzen – das Unterackern der Stoppeln nach der Ernte, Kleereißen – das Umackern eines abgängigen Kleeackers, mäihnen[ER 1] – Vieh am Pfluge führen.

Die Arbeiten beim Heu- und Ömdmachen heißen: Gråsstrawe – das Gemähte verstreuen oder auseinanderbreiten; Häuflistrawe – das aufgehäufelte Heu zum zweitenmal verstreuen; Z’sammschloga – das in Reihen, „Range“, bringen des getrockneten Heus, vor dem Aufladen. Das Ömd heißt Omat oder auch Grummet.

Die Weinbergsarbeiten heißen: eingriebe – Fechser einsenken in die Erde beim Anlegen eines Weinberges oder um entstandene Lücken auszufüllen, die Fechser selber heißen „Ruthe“; räume – im Frühjahr die gedeckten Reben hervorziehen resp. aufdecken, verzwicke – das Ausbrechen der schwachen Schößlinge im Frühjahre, bråche – zweites Behacken, ausbreche oder „åbutze“ – die Reben einkürzen nach der Blüte; decke – das Beziehen der Reben mit Erde zum Schutz gegen Winterfrost. Die Rebreihen heißen „Zail.“ Die Hauptsorten sind: (fränkisches) „Süßroth“ nur im Tauberthal und seinen Nebenthälern vorkommend, Junker – Gutedel, Östreicher – Silvaner, Tramärer – Traminer, „Flaschträuwel“ – eine blaßrothe süße Traube. Unter den Krankheiten der Rebe wird eine „marschiren“ genannt, es ist das Verwachsen der schon gebildeten Gescheine in Ranken gemeint.

Lese, Kelterung, Kelter und ihre Bestandtheile s. S. 166.

Der gewonnene Weinmost wird gewöhnlich süß von der Kelter weg eingekellert und aus dem Keller Faßweise verkauft. Ein solches Faß voll, wenn auch 4–6 Eimer und noch mehr haltend, heißt „Rest“ oder „Rêscht.“ 300 l. heißen ein Eimer oder „Amer“.

Das Feld nach seiner Beschaffenheit heißt Lâmefêld – lehmhaltiges, Weiß Fêld, wenn trocken gut; „rödis Fêld [ER 2]– leichtsteinicht oder rauh, „Scholidis Fêld“ – mit kleinen Steinplättchen oder Schälchen und Schiefer untermischt.

Errata

  1. S. 170 Z. 9 lies mäihnen Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite 835.
  2. S. 170 Z. 3 von unten lies rödis. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite 835.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)