Seite:OberamtMergentheim0190.jpg

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und den besten Äckern ebendaselbst, während an den steilen Hängen theils die Weinberge, theils die steinigen, unfruchtbaren Äcker und Hackraine liegen. Nicht selten sind dann noch auf der Höhe entfernt gelegene Äcker, die entweder mit großem Zeitaufwand auf korrigirten Straßen oder auf direkten sehr steilen Wegen mühsam erreicht und bebaut werden müssen; letztere Wege werden fast alljährlich sehr leicht unfahrbar, da sie schon durch mittelmäßige Regenwetter und Schneewasser häufig ausgewaschen werden. Anders verhält es sich mit den auf der Hochebene gelegenen Markungen. Es sind unter diesen zwar auch solche, die ihres strengen Thon- und Lettenkohlenbodens wegen schwer zu bearbeiten sind und manchmal sehr durch Nässe zu leiden haben; allein die Strapazen der Landwirthe dieser Markungen stehen in keinem Verhältnisse zu jenen der weinbautreibenden.

Dagegen haben wir drei Perlen aus unserem Bezirk zu verzeichnen, die bezüglich ihres durchschnittlich guten Bodens, der Fruchtbarkeit und der leichten Bewirthschaftungsweise hervorgehoben zu werden verdienen. Es sind die Gäu-Orte Bernsfelden, Simmringen und Waldmannshofen. Diese drei Markungen liegen vollständig im fruchtbaren Löß. Der Boden ist leicht zu bearbeiten, die Markungen sind eben gelegen, nicht einmal hügelig, und es ist in unserer Gegend bekannt, daß die Bauern dieser drei Markungen keinen Radschuh nothwendig haben und daß sie immer einen Hammer mit auf den Acker nehmen müssen, weil sie keinen Stein finden, um einen Nagel in den Pflug oder in die Egge einschlagen zu können. Da es aber einmal nichts Vollkommenes auf dem Erdenrund gibt, so haben auch diese drei Gemeinden ihre berechtigten Klagen und beklagenswerthe Schattenseiten. Die Wintersaaten leiden öfters am Auswintern und noch öfter am Mäusefraß. Alle 5–6 Jahre müssen Winterbaufelder, wenn nicht vollständig, doch in sehr ausgedehnter Zahl in Folge von Mäusefraß umgeackert werden und es sind in den letzten Jahrzehnten Fälle bekannt, daß nicht ein einziger Morgen Roggen sich überwinterte, sondern im Frühjahr umgeackert und mit Sommerfrucht bestellt werden mußte. Gleiches Schicksal haben auch oft die Weizenfelder.

Die geognostischen Verhältnisse sind oben Seite 4 ff. beschrieben. Es sei hier nur erwähnt, daß die Muschelkalkböden in ihren verschiedenen Gliedern hauptsächlich mit Mischlingswinterfrucht: Roggen und Dinkel, Weizen und Dinkel, sowie

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0190.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)