Seite:OberamtMergentheim0219.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Gunsten der Gemeindekasse verwerthet, das Nutzholz bei freier Konkurrenz, das Brennholz in der Regel nur an Ortsangehörige versteigert. Aus dem Walde wird es bis zum Verbrauchsort selbst auf der Achse befördert. Aus den Waldungen bei Ellwangen und Crailsheim wird Nadelholz als Brennholz, Stammholz und Schnittwaare in den Oberamtsbezirk eingeführt.

In den Staatswaldungen sind die Abfuhrwege zweckmäßig angelegt und werden gut unterhalten, zum Theil auch in einigen gutsherrlichen Waldungen. In den Gemeindewaldungen fehlt es aber, mit wenigen Ausnahmen, an richtiger Anlage und gehöriger Unterhaltung der Waldwege.

Die holzverzehrenden Gewerbe, Bierbrauer, Bäcker etc. verwenden häufig statt des Holzes die billigere Steinkohle, welche auch für den häuslichen Bedarf immer mehr benützt wird.

Unter den holzverarbeitenden Gewerben sind einige Sägmühlen, namentlich die des Hrn. Bembe in Mergentheim, zu nennen.

In Staatswaldungen bestehen keine Gerechtigkeiten. In Gemeindewaldungen aber kommen Bauholzabgaben aus Gerechtigkeit vor.

Von den Nebennutzungen wird besonders die Waldstreunutzung ausgeübt, in den Staats- und Gemeindewaldungen auf Grund regelmäßiger Plane, jedoch mit Einschränkung auf besondere Nothjahre.

Die Grasnutzung wird nur auf unschädlichen Plätzen an Wegen gestattet, Waldweide besteht nicht. Kalk- und Sand-Steinbrüche bestehen zum Bauen und zur Weganlage und Unterhaltung.

Waldbeeren, Kräuter etc. werden unentgeltlich gesammelt.

Im Revier Mergentheim sind von Staats- und anderen Waldungen durch das Forstamt Waldvergehen abgerügt worden

im Jahre 1857 78 Fälle
0„     „ 1862 92     „
0„     „ 1867 60     „
0„     „ 1872 52     „
0„     „ 1877 60     „

im Durchschnitt von 1857 bis 1877 69 Fälle. In den letzten 10 Jahren 1868/77 waren es durchschnittlich nur noch 54 Fälle. Darunter 4% Weidexzesse, 9% Streu- und Grasexzesse, 17% Grünholz-, 32% Dürrholzexzesse und 38% sonstige, besonders forstpolizeiliche Vergehen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0219.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)