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oder ein Patenthengst auf dem Hofe Sailtheim benützt. Es macht sich in neuerer Zeit eine besondere Neigung für einen starken Mittelschlag von Pferden geltend; vor kaum noch 10 Jahren war eine besondere Liebhaberei für die schwerfälligen in den Bewegungen langsamen belgischen Pferde wahrnehmbar, diese Liebhaberei ist nun vollständig verschwunden und damit bekundet, daß diese plumpen Pferde mehr zum Fortbewegen schwerer Lasten bestimmt sind, als der Landwirthschaft dienen. Gegenwärtig liebt man ein kräftiges mittelstarkes württembergisches Landpferd, und dieses zu züchten sind die wenigen Züchter des Bezirkes bestrebt, oder man kauft von Händlern aus Bayern die sog. altbayerischen oder Rotthaler Pferde. Die Gesundheitsverhältnisse unter den Pferden sind günstig. Rotz kennt der Bezirk seit vielen Jahren nicht, nur kommt öfters und auffallenderweise meistens im Frühjahr die sogenannte Kopfkrankheit, subacute Hirnentzündung, beinahe ausschließlich mit tödtlichem Verlauf vor. 1

Rindviehzucht. Nach obenerwähnter Aufnahme zählte der Oberamtsbezirk 119 Zuchtstiere, darunter 60 unter 2 Jahren, 3306 Ochsen und Stiere über 2 Jahre, 7709 Kühe, 5772 Stück Schmalvieh und 1852 Stück Kälber. Demnach kommen auf 100 Einwohner 64,7 und auf 100 Morgen Fläche 13,77 Stück Rindvieh, während das Landesmittel 52,03 Stück Rindvieh auf 100 Einwohner beträgt. Die Rindviehschläge, die im Bezirke gehalten werden, sind verschiedene. Reine Simmenthaler werden nur auf einzelnen größeren Gütern, wie Sailtheim, Louisgarde, Neuhaus und in Creglingen gehalten. Vorherrschend ist der sog. Landschlag, in neuerer Zeit mit Simmenthaler oder Scheinfelder Farren gekreuzt. Dieser ursprüngliche Land-, auch Frankenschlag genannt, ist ein zartes bewegliches gutes Milchvieh von mittlerem Körpergewicht und meistens gelber oder rother Farbe mit Bläß und weißem Bauch. Bei dieser Kreuzung, hauptsächlich in den an Bayern angrenzenden Orten, ist man sehr bestrebt, einfarbige, sog. erbsengelbe Thiere zu züchten. Diese Farbe hat nemlich die sog. Scheinfelder oder Schweinfurter Rasse und haben die Ochsen dieser Rasse einen so beliebten Absatz in die Magdeburger Gegend, daß Händler von dort auf den alle 14 Tage regelmäßig stattfindenden bayerischen Märkten zu Schweinfurt, Scheinfeld und Kleinlangheim ganze Extrazüge mit Ochsen verladen und in die Magdeburger Gegend bringen. Die Landwirthe der Grenzorte unseres Bezirkes, die sich entweder mit

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)