Seite:OberamtMergentheim0227.jpg

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Schäf in Althausen, ein früherer Landwirth Flum in Apfelbach und Lehrer Wunderlich in Igersheim. Die hauptsächlichste Bienenweide liefern unsere Baum- und Grasblüthen, die in neuerer Zeit vielfach eingeführte zweischürige Esparsette und die vielen Erbsen-, Linsen- und Wickenfelder. Die Bienenzucht hat übrigens in neuerer Zeit eher ab- als zugenommen und wird dies den Umständen zugeschrieben, daß der Repsbau weniger mehr kultivirt wird und daß durch die niederen Honig- und Wachspreise die Bienenzüchter der niederen Rente wegen Lust und Liebe zur Bienenzucht verlieren und zwar um so mehr, als sie täglich sehen, wie fabrizirter Honig zu spottbilligen Preisen geneigtere Abnahme findet als ihre reine Waare. Nach der jüngsten Zählung vom Jahre 1873 befinden sich im Bezirke 1950 Bienenstöcke. Die meisten Völker befinden sich in den Gemeinden Wermutshausen, Stuppach, Roth, Igersheim, Apfelbach, Laudenbach, Bernsfelden, Blumweiler, Mergentheim und Rinderfeld und es ist keine Gemeinde im Bezirk, in der sich nicht wenigstens einige Bienenstöcke befinden. 1

Geflügelzucht ist von mittelmäßiger Bedeutung. Gänse, Enten, Tauben und Hühner sind es, die gehalten werden. Meistens sieht man nur die gewöhnlichen hier heimischen Gänse und Enten, bloß auf dem Hofe Sailtheim sind Pommerische Gänse eingeführt. Die Ernährungsweise ist die gewöhnliche, nach der Ernte werden die Gänse in der Regel durch einen Gemeindegänsehirten auf die Stoppelfelder getrieben, wo sich dieselben gut nähren. Tauben sind im freien Fluge und werden bloß zur Saatzeit eingesperrt, da, wo Reps gebaut wird, auch zur Zeit der Repsernte. Am meisten sind die gewöhnlichen Landhühner dahier zu Hause, doch sind von einzelnen Liebhabern Cochinchina gelb, Brama-Putra und einzelne Dorkings eingeführt, allein die Liebhaberei hiefür hat ziemlich nachgelassen. In neuester Zeit dagegen findet das italienische Huhn durch Händler raschen Eingang und auch das Wanzenauer, Houdan, wird vielfach verbreitet. Die Ernährungsweise ist die gewöhnliche. Die Eier werden natürlich zunächst für die eigene Haushaltung verwendet, und der nicht unbeträchtliche Überschuß an Händler, die dieselben nach Stuttgart, Mannheim und Würzburg bringen, verkauft. Der Erlös fällt den Hausfrauen in die Tasche, eine mittlere Bauersfrau hat ihre 30–36 Hühner. Die Aufzucht junger Hühner ist nicht von großem Belang; die jungen gezogenen Hennen müssen die abgängigen im Hühnerhof

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)