Seite:OberamtMergentheim0256.jpg

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die Benennung Provinz Ostfranken. In dieser bekleideten die Hohenstaufen, welche eben um die genannte Zeit durch die Beerbung der Grafen von Rotenburg zu ansehnlichem Besitz in unsern Gegenden gelangten, die herzogliche Würde, sahen sich aber an der Ausdehnung ihrer Macht durch die Bischöfe von Würzburg verhindert, welche von Kaiser Heinrich II. für Abtretungen an das im Jahr 1007 errichtete Bisthum Bamberg durch umfangreiche Besitzungen und Rechte in Franken entschädigt worden waren, und in der Folge wirklich in den Besitz des Herzogthums Ostfranken und der meisten Grafschaften daselbst kamen. Aber der Haupteigenthümer des größten Theils von Mergentheim und Umgegend sollte doch ein anderer werden:


Der Deutsche Ritterorden.

Die Herren von Hohenlohe nemlich, welche seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in Weikersheim saßen, kamen wenig später, man vermuthet durch Verheiratung Alberts des Kreuzfahrers mit einer geborenen von Lauda, auch zu Gütern und Rechten in Mergentheim. Patronatsherr der dortigen Kirche, schenkte zwar Albert 1207 dieselbe mit Rechten und Gefällen nicht an den Deutschorden, dessen Stiftung unter den Mauern von Accon 1190 er wohl selbst angewohnt hatte, sondern an den älteren Johanniterorden. Seine Neffen aber, Andreas, Heinrich und Friedrich von Hohenlohe, machten 1217 den Kreuzzug unter König Andreas von Ungarn mit, in dessen Verlauf durch die Ritter des Deutschordens Damiette in Ägypten belagert und erobert wurde, und hier, wie es scheint, faßten die drei Jünglinge den Entschluß, nach ihrer glücklichen Heimkehr selbst auch in den Orden zu treten. Andreas, wohl der älteste unter ihnen, war der erste, der das Vorhaben vollführte und indem er mit seinem Eintritt in den Orden 1219 diesem das Hohenlohische Besitzthum in Mergentheim schenkte, den Grund zu der neuen Deutschordenskommende Mergentheim gelegt hat. Dem Beispiel des Andreas folgten bald die genannten zwei Brüder. Heinrich wurde Deutschmeister und gelangte 1244 zur höchsten Stufe eines Hochmeisters, besuchte zuerst unter allen Hochmeistern das neuerworbene Ordensland Preußen, 1246, kehrte aber wieder in seine süddeutsche Heimat und seinen gewöhnlichen Aufenthaltsort Mergentheim zurück und verschied hier 1249. Fortan war Mergentheim die bedeutendste Deutschordens-Kommende in Franken, weshalb es nicht selten den Deutschmeistern zum Aufenthalt, seit dem 16. Jahrhundert nach dem Abfall Preußens den Trägern der nunmehr vereinten Würde eines Hoch- und Deutschmeisters zum Hauptsitz diente. Wir stellen hier, unter theilweiser Wiederholung des bereits oben S. 2 f. mitgetheilten, die Besitzungen der Kommende Mergentheim zusammen; zuerst den Stand vom Ende des 18. Jahrhunderts (1788):

Residenz Mergentheim. Amt Neuhaus: Schloß Neuhaus; Markelsheim; Igersheim; Neuseß; Bernsfelden mit Hagenhof; Althausen; Harthausen; beide Apfelbach; Üttingshof; Simmershofen

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0256.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)