Seite:OberamtMergentheim0276.jpg

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Berichte. Wir entnehmen sie theils dem trefflichen Lorenz Fries, der, in Mergentheim geboren, in einflußreicher Vertrauensstellung am fürstbischöflichen Hof zu Würzburg, den Schauplatz genau kannte und den Ereignissen fast unmittelbar nahe war,[1] theils dem Rothenburger Stadtschreiber Thomas Zweifel, der fast mitten in der Bewegung stand.[2] 1

Die Bauern um Rotenburg uf der Tauber sind dieser Landart die ersten gewest, die aus solchen Artikeln (der oberschwäbischen Aufrührer) Exempel genommen, sich wider ihre Herrschaft aufzuwerfen und zu empören. 1525 uf Freitag nach Oculi den 24. Tag des Merzen in der Nacht kam ein Brief gen Würzburg von Georg von Rosenberg, dazumal Amtmann zum Reigelberg (bei Aub), inhaltend, wie ihm desselben Tags glaublich angelangt, daß sich die Bauren in der Rotenburger Landwehr wider ihre Oberkeit zusammenrottirten und lägen zu Brettheim, erforderten der andern anstoßenden Herschaften Unterthanen auch zu ihnen, und wäre ihr Meinung und Fürnehmen, hinfür kein Herren mehr zu haben . . So liefen die Bauern zu Haldemarstetten (Haltenbergstetten) und daselbst um auch in die Landwehr zum Haufen und baten, daß man sie in ihr Bruderschaft nehmen, mit ihnen heimziehen und sie ihrer Beschwerden auch erledigen wollte, welches ihnen auch zugesagt worden. Auf Freitag nach Lätare, den letzten des Merzen, schrieb Philipp v. Vinsterlohe zu Lautembach dem Bischof v. Würzburg, wie seine Bauren zu Lautembach, Vorbachzimmern und Dunsendorf auch zu den Rotenburgischen Bauren gelaufen wären und wiewol er sich gegen ihnen unter seinem Siegel verschriben, wie es andere hohe und niedere Obrigkeit ob und unter ihm mit ihren Unterthanen halten würden, das wollte er ihnen gleicherweis zu thun auch zugesagt haben, welcher Zusagung die Bauren etlich Tag genugig gewest, aber doch zum letzten daran nit gesättigt sein wollten, sondern droheten, ihm für sein Haus zu rucken und ihn auch zu ihrer Bruderschaft und Ordnung zu halten. Darum er wider sie um Schutz und Schirm ansucht . . Desselbigen Dienstags (4. April) haben sich die von Mergetheim, welches mein Vaterland ist, und im Amt Neuenhaus verglichen, Volk zu den Bauren zu schicken, laut folgender Schrift, an die von Lauden gethan: . . „daß kein Anmuthung von der Baurschaft an uns beschehen, sondern unsere Gesandten diese Botschaft vom gemeinen hellen Haufen bracht, daß sie Niemand begehren zu ihnen zu dringen oder zu zwingen; wo aber Jemand aus brüderlicher Liebe zu ihnen käme, Hilf und Beistand dem heiligen Evangelio begehrend, bei demselbigen wollten sie von des Gottesworts wegen Leib, Leben,


  1. Die Geschichte des Bauernkriegs in Ostfranken von M. Lorenz Fries. Heraus. von O. Schäffler und Th. Henner. Würzburg 1876 ff. Im Text mit (Fr.) bezeichnet.
  2. Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs aus Rotenburg an der Tauber, herausgegeben von F. L. Baumann. Tübingen 1878. In unserem Text mit (Rot.) bezeichnet.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0276.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)