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Albrecht von dem Amt Neuhaus eine Brandschatzung im Betrag von 40.000 Gulden. Hierauf wurde Mergentheim mehrere Tage lang beschossen, so daß viele Häuser beschädigt und in Brand gesteckt wurden und namentlich auch die Dominikanerkirche große Beschädigungen erlitt. Während dieser Beschießung am 12. Juli traf Kurfürst Moriz bei dem Heere ein. Die Stadt ergab sich auf Gnade und Ungnade und erhielt gegen Erlegung von 40.000 Gulden Befreiung von der Plünderung zugesichert. Dennoch soll, während Moriz Frankfurt zueilte gegen den Musterplatz des Kaisers, Mergentheim arg mitgenommen worden, die Beute auf 130 Wagen nach Boxberg geführt worden sein. (Stälin, Wirt. Gesch. 4, 527. v. Martens, Kriegsereign. 280 f.)


Weit größer und nachhaltiger war der Schaden, welchen der Dreißigjährige Krieg unserem Bezirk gebracht hat. Schon die Namen der zahlreichen abgegangenen Orte des Oberamts bleiben redende Zeugen von dem Wüthen des großen Kriegs in einem Gebiet, welchem gleich die ersten Jahre desselben schwere Heimsuchung brachten und in welchem hier noch die letzte Schlacht des Kriegs auf württembergischem Boden geschlagen wurde.

Im Oktober 1621 kam Graf Ernst von Mansfeld, den böhmischen Krieg auf eigene Rechnung fortsetzend, auf seinem Zug in die Pfalz, welche er für den unglücklichen Böhmenkönig Pfalzgraf Friedrich wieder erobern wollte, auch in unsere Gegend.[1]

Graf Georg Friedrich von Weikersheim, durch seine Vermählung mit Eva von Waldstein böhmisches Ständemitglied, hatte für den „Winterkönig“ in Böhmen mitgefochten und theilte dessen Flucht und Reichsacht. Seine Brüder Kraft und Philipp Ernst verwalteten für ihn seinen Herrschaftsantheil. Als Mansfeld am 7. Oktober 1621 in Rothenburg angekommen war, ritt Graf Philipp Ernst ihm entgegen und ersuchte ihn, die Grafschaft womöglich mit Quartier zu verschonen, wo nicht, wenigstens scharfe Disziplin zu halten. Er antwortete, so ungern er es thue, und obwohl es ein harter Winter sei, wenn ein Wolf den andern fresse, werde er doch nicht umhin können, in den für ihn auf dem nächsten Weg gegen Boxberg liegenden Orten der Grafschaft eine Nacht Quartier zu nehmen. Auf den 8. Okt. sagte Mansfeld sich zum Quartier in Weikersheim an und forderte 150 Pferde zur Fortschaffung seiner Geschütze und Quartier mit Verpflegung für 25.000 Mann. Graf Kraft, der sich von Weikersheim fern hielt, rieth, gegen die Soldaten so freundlich als möglich zu sein, gute Wacht zu halten, den Offizieren mit gutem Tisch und Trunk entgegen zu kommen. Mansfelder, so berichteten hernach die Beamten ihrem Herrn, ist Nachts vermuthlich unausgezogen nur im Karren (Ruhebett) und nicht im zugerichteten Hauptbett gelegen, auch über der Tafel ganz still gesessen, fast gar nichts geredt, als


  1. Das Folgende hauptsächlich nach A. Fischer, Geschichte des Hauses Hohenlohe 2, 49 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0289.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)