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Tags darauf die Ziegelhütte besetzt, Laufgräben angelegt und ein Entsetzungsversuch der Kaiserlichen blutig zurückgeschlagen. Als am 14. das Belagerungsgeschütz auffuhr, ergaben sich die Belagerten auf Gnade und Ungnade. Die Besatzung, soweit sie nicht in schwedische Dienste trat, durfte mit allen Ehren abziehen und mußte nur die Gefangenen ausliefern; die Bürger wurden entwaffnet und zahlten 6000 Thlr. Erbeutet wurden 14 Kanonen, ein Mörser, über 100 Doppelhacken und große Vorräthe an Wein und Getreide. Horn erhielt von seinem König Stadt und Amt Mergentheim als erb- und eigenthümliche Herrschaft.

Auch weiterhin lösten sich Durchzüge bald der Schweden, unter Baner und Herzog Bernhard, bald der Kaiserlichen, fortwährend ab. Kroaten (Krabatten) überzogen 1632 das Tauberthal, weshalb Graf Kraft von Neuenstein um Hilfe angerufen wurde: „wenn nur 500 Pferde vorhanden wären, und der Ausschuß d. h. die Landmiliz aufgeboten würde, meinten die Weikersheimer Beamten in ihrer Rathlosigkeit, so wäre vielen Drangsalen zuvorzukommen, aber da ist Niemand.“

Im Sommer 1634[1] lag der bayrische General Johann von Werth im fränkischen Kreis. Nach einem vergeblichen Angriff auf Rothenburg besetzte er am 9. August Creglingen. Einwohner von da flüchteten nach Weikersheim, welches die gräfliche Familie verlassen hatte. Der Amts-Ausschuß lief aus einander: man solle sich eben leidliche Bedingungen der Übergabe erbitten. In der Nacht vom 10. auf den 11. August wurden einige bewehrte Bürger von Weikersheim mit dem Stadthauptmann auf Rekognoszirung ausgesendet, aber durch einen in der Stille mit 200 Pferden herbeigerückten Leutnant alsbald aufgehoben, und der Offizier mit 12 Leuten unter dem Versprechen, gegen Erhebung von 100 Rthlr. das Städtchen zu schonen, eingelassen. Allein er brachte am Morgen seine ganze Mannschaft an die Thore heran, deren Schlösser er abgerissen, und eilte dem Schlosse zu. Die Zugbrücke war aufgezogen, aber die Reiter kletterten ungehindert hinüber, bemächtigten sich aller Zugänge und plünderten alle Räume aus, nur die Scheunen blieben unversehrt. Im Schlosse selbst aber gieng es desto schlimmer zu. Wenn der Türke mit seinem ganzen Volk da gewesen wäre, berichteten die Diener dem Grafen, so könnte es nicht schlimmer aussehen. Alles war verwüstet, zerschlagen, kein Behälter, keine Truhe mehr ganz. Von Möbeln waren nur noch einige Betten vorhanden, der Wein meist ausgetrunken, das Vieh weggetrieben, nur Geflügel zurückgelassen. Auch einiges Silbergeschirr, das bei der Abreise der Gräfin in einer Kiste verpackt, aber vergessen worden war, fiel in die Hände der Plünderer. Die Einwohner von Weikersheim hatten sich zum Theil in die Wälder geflüchtet, ebenso die gräflichen Diener. Der Sekretär Martin Plank hatte die Gräfin nach Wertheim begleitet und fand bei seiner Rückkehr Weib und Kinder zwar am Leben, aber aller Habe beraubt. Kammersekretär Georg Vischer hatte erst zuletzt, sein Leben zu retten, sich geflüchtet. Auf der Flucht wurde ihm sein mitgenommenes Geld abgenommen und bei der


  1. Fischer a. a. O. S. 64 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0292.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)