Seite:OberamtMergentheim0296.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

angeordnet war, ausdehnten und den Sicherheitsdienst in der äußersten Linie der Quartiere vernachläßigten.

Dies blieb dem Feldmarschall Mercy und General Werth, welche bei Dinkelsbühl und Feuchtwangen lagen, nicht unbekannt und sie beschloßen einen raschen und möglichst verborgenen Anmarsch gegen den Quartierbezirk des Feinds, um diesen unversehens, ähnlich wie in Tuttlingen, zu überfallen.

Die Art und Weise, wie Mercy seinen Plan entwarf und ausführte, verdient das höchste Lob und zeugt von großer Kühnheit und seltener Voraussicht. Er vereinigte seine Truppen bei Feuchtwangen und brach am Morgen des 4. Mai mit 12.000 Mann, wohl über die Hälfte Kavallerie, und 9 Geschützen auf, um sich dem südlich vom Hauptquartier Mergentheim gelegenen Quartierbezirk Turennes zu nähern. Über Dorfgütingen und Oberöstheim marschirend hatte Mercy am Abend Bettenfeld erreicht; 22 Kilometer waren zurückgelegt, beinahe die Hälfte der Entfernung von Feuchtwangen bis Herbsthausen. In der Nacht vom 4. zum 5. Mai brach Mercy von Bettenfeld auf und marschirte gegen Bartenstein. Hier stellte er seine Armee in Schlachtordnung und rückte nordwärts gegen den Quartierbezirk des Feindes vor. Im Centrum stand die Infanterie sammt den Geschützen; auf beiden Flügeln die Kavallerie, und zwar kommandirte Mercy auf dem rechten Flügel, Werth auf dem linken, Alles in zwei Treffen geordnet; eine schwache Reserve folgte unter dem Obersten Jakob Kolb. Munitionsreserve und Bagage blieben in Bartenstein zurück. Bei dem nordwärts und später nordwestwärts gerichteten Marsche der bayrischen Armee von Bartenstein aus, war es unausbleiblich, daß sofort auf das Rendezvous des Feinds, das, wie wir oben gesehen haben, bei Herbsthausen bestimmt war, gestoßen wurde. – Das Dorf Herbsthausen (auch Herboldshausen, Herbishausen, Zersthausen geschrieben) liegt etwas erhöht auf dem vielfach durchschnittenen Plateau des linken Tauberufers. Südlich vom Dorfe, gegen Hollenbach hin, lag ehemals ein nicht sehr ausgedehntes Gehölz mit einer Frontbreite von 500–600 Schritt gegen Süden. Weiter gegen Süden dehnt sich in der Breite von stark 1/4 Stunde eine Ebene aus, welche ihrerseits gegen Süden wieder begrenzt ist von einem ausdehnten Walde, der sich zwischen Hollenbach und Adolzhausen hinzieht und durch den die Straße von Bartenstein her führt. Ein, wie Mercy, von Süden her gegen den Quartierbezirk Turennes anmarschirender Feind mußte also aus diesem Walde debouchiren, und kam dann in die Ebene südlich von Herbsthausen, um weiter sofort auf das Dorf selbst und das vorliegende kleine Gehölz zu stoßen.

Herbsthausen gerade hatte wohl Turenne deshalb zum Sammelplatz bestimmt, weil es bequem an einer von Norden nach Süden (Mergentheim–Crailsheim) führenden Straße und ebenso an einer nach Westen zum Neckar gerichteten liegt. Dennoch wird die von Turenne getroffene Wahl des Sammelplatzes schwer getadelt, namentlich von Napoleon, der in dem falsch gewählten Sammelpunkte einen viel größeren Fehler und viel mehr Grund zum Verlust der Schlacht findet, als in dem schlecht betriebenen Vorpostendienste und in der weiten Verlegung der Truppen. Anstatt bei Herbsthausen, welches auf den Vorposten gelegen habe, sagt Napoleon, hätte Turenne bei

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0296.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)