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Es war am Donnerstag den 18. März 1649, als nach Ratifikation und Aushändigung der Urkunden der Deutschorden die seit Januar 1637 in seinem Besitz gewesene Grafschaft Weikersheim dem Haus Hohenlohe feierlich zurückgab. Der Orden hatte, weil ihm selbst einige Kommenden in Elsaß und Lothringen noch nicht ausgefolgt waren, einige Zeit mit der Zurückgabe gezögert. An dem genannten Tage aber erschienen im großen Saal des Schlosses zu Weikersheim die Abgeordneten des Deutschmeisters: Johann Kaspar von Umbringen, Kanzleidirektor zu Mergentheim, und der Rath Sebastian Poth von da einer und die Gräfin Witwe Sofie von Hohenlohe-Neuenstein mit ihrem Sohne Siegfried und den Grafen Joachim Albrecht und Heinrich Friedrich von Langenburg andererseits, denen ihre Beamten mit dem Syndikus Frisch von Heilbronn zur Seite standen, um in Gegenwart von Notar und Zeugen den Akt zu vollziehen. Der Magistrat von Weikersheim, die ganze Bürgerschaft der Stadt, Abgeordnete aus sämmtlichen zur Herrschaft Weikersheim gehörigen Gemeinden waren bei der umständlichen Handlung zugegen. Zwei Tage darauf geschah mit gleicher Feierlichkeit am gleichen Orte die Rückantwortung des Klosters Schäftersheim von Seiten des Prälaten Gottfried von Oberzell und seiner Abgeordneten an das Haus Hohenlohe, wobei die Unterthanen des Klosters zugegen waren. (Fischer 79 f.)

So schlimm alle die erzählten und die zwischen den Zeilen zu lesenden Begebenheiten des endlosen Kriegs waren, jene an Schmach und Schrecken so reiche Zeit sah noch Schlimmeres: die Epidemie der Hexenverfolgung. Nirgends waren diese blutigen Ausschreitungen des beklagenswerthesten Irrwahns häufiger, als im Bisthum Würzburg. Von 1617 bis 1631 sind ihm in der Stadt Würzburg in 42 Bränden 219, im ganzen Bisthum 900 Menschen aus allen Ständen zum Opfer gefallen (Bavaria 4, 398). Unser Bezirk hatte hieran, wie die Prozeßakten im ehemaligen Mergentheimer Archiv zeigen, seinen vollen Antheil zu nehmen: von 1628 bis 1631 sind hingerichtet worden 4 von Apfelbach, 4 von Igersheim, 80 von Markelsheim, 35 von Mergentheim, 2 von Neunkirchen etc. Beispiele:

1626 wurde die Witwe des Deutschordenskanzlers Kirchheimer als Hexe und Unholdin geköpft und dann verbrannt; desgleichen 8. Nov. 1628 in Markelsheim 4 Hexen, was laut noch vorliegenden Rechnungen des Malefizschreibers nachstehende Kosten verursachte: Gütliche und peinliche Frage 2 Gulden 48 Kreuzer, dem Centgrafen von jedem Gerichteten 2 Gulden, dem Hauptmann 1 Rthl., den 2 Trabanten 1 Rthlr., den 2 Leibschützen 12 Batzen, dem Pfeifer und dem Trommelschläger 10 Batzen. Dem Stadtknecht für eine Hexe auf das Neuhaus zu liefern 20 Batzen; dem Fuhrmann, welcher die Malefizpersonen auf das Neuhaus und wiederum von da auf die Malstatt geführt hat mit 4 Pferden, für jedes Pferd 40 Kreuzer; zu 4 Hexenröcken 25 Ellen schwarzwollen Futtertuch à 3 Batzen,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0301.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)