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Würzburgs, nach Rothenburg, Nürnberg, Eichstädt, von hier zur Donau und zurück nach Pforzheim. Jammer und Elend bezeichneten den Weg; eine Menge Dörfer giengen in Flammen auf, die Städte mußten sich mit hohen Summen Schonung erkaufen und Geiseln stellen. Kurze Zeit nach dem Mordbrennerzug reiste Feuquieres nach Paris, um Louvois Bericht zu erstatten. Er sagte zu Louvois, dem Obersten des Diebsgesindels, er habe auch für seine Person sich etwas Hübsches bei seiner Streiferei bei Seite gelegt, etwa 100.000 Gulden. Louvois lobte den Gesellen darum mit den Worten: Ihr habt sehr wohl gethan. In den Staatsschatz lieferte Feuquieres 3–4 Mill. Livres ab, der König machte ihm dafür eine Verehrung von 12.000 Livres. Und das war nur die Beute von einem einzigen Streifzug aus einer einzigen Gegend, zusammengetragen von einem einzigen der mordbrennerischen Diebe, die unter den Namen von Generalen und Marschällen gegen Deutschland losgelassen waren und seine Dörfer und Städte plünderten.

Der Marquis Feuquieres erzählt seine Schandthaten als etwas Natürliches und Alltägliches, weil ja nur gegen eine Heerde Deutscher ausgeübt; in dem Werke: „Geheime und sonderbare Kriegsnachrichten des Marquis von Feuquieres.“ Ausführlich ist darin berichtet über die Wegnahme von Crailsheim (7. Nov.), von Neuenbürg und Enzweihingen; Mergentheim wird nicht erwähnt. Durch die Akten des Deutschordens erhalten wir Kunde von der Angst und dem Jammer der Bevölkerung, namentlich in den Städten Crailsheim, Rothenburg, Nördlingen, Nürnberg. Ende November wird die Rothenburger Landwehr durchhauen, 15–20 Dörfer werden niedergebrannt. Am 10. Nov. seien 4000 Mann Franzosen zu Roß und zu Fuß mit 5 Feldstücken an Mergentheim vorbeigegangen. Um dieselbe Zeit lagen sächsische und brandenburgische Truppen in und um Mergentheim; in einem Schreiben vom 11. Nov. wenigstens wird geklagt über die fast unerträgliche Quartierlast.

Bald folgt der spanische Erbfolgekrieg. Nach der blutigen Schlacht bei Höchstadt, 13. August 1704, zogen große Züge französischer Gefangener unter englischer und deutscher Begleitung durch Mergentheim. Im weiteren Verlauf des Kriegs „hat sich am Freitag den 22. Juli 1707 der leidige und unglückliche Zufall ergeben, daß eine starke französische Partei zu Pferd früh Morgens zwischen 3 und 4 Uhr vor die Stadt Mergentheim gekommen und sogleich über und durch die Mauern am Hadergassenthor in den Zwinger eingestiegen, die große Fallbrücke herabgelassen, die Thore aufgehauen und mit völliger Gewalt und Furie eingebrochen und auch sobalden mit einem ziemlichen Trupp sich vor das Schloß begeben und das Thor, weil die Brücke schon vorher heruntergelassen worden, aufgesprengt und sich des Herrn Präsidenten hochwürdiger und gnädiger Person bemächtigt.“ – So die Erzählung in den von den Behörden des deutschen Ordens geführten Protokollen.

Es war um die Mitte des Juli 1707 der französische General Sezanne bei Heidelberg über den Neckar gegangen, um in Franken Brandschatzungen einzutreiben. An der Jagst sandte er den Marquis von St. Pouange mit 300 Reitern ab, um in Mergentheim möglichst viel Geld zu erheben, Es gelang diesem Detaschement auch,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0304.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)