Seite:OberamtMergentheim0311.jpg

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Letzterer, von Bayern „Insultirung der Königlichen Grenzen“ fürchtend, einen Grenzkordon von Creglingen bis gegen Ellwangen aufstellen. Im Juni 1815 marschirten 80–90.000 Russen mit 28.000 Pferden und 204 Geschützen durch nach dem Rhein. Es erfreut, in dieser unruhigen Zeit, ein paar Jahre nach den Szenen von 1809, von dem Kommandanten der Württembergischen Garnison in Mergentheim, Oberst von Stockmayer, zu vernehmen, daß er dort vor und nach 1812 seine frohesten Tage verlebt hat, bei der Heimkehr aus dem russischen Elend sich von der ganzen Einwohnerschaft aufs wärmste empfangen sah.

Seitdem ist aus dem anmuthigen Ort immer mehr eine gut württembergische Landstadt geworden, und Stadt und Amt haben, außer einer zum Schutze der durch thätliche Angriffe auf das Eigenthum und die Beamten der Hohenlohischen Grundherrschaften gestörten Ordnung nöthig gewordenen militärischen Besetzung im März und April 1848, sowie der rasch vorübergehenden preußischen Okkupation im August 1866 nach dem für die süddeutschen Truppen unglücklichen Main- und Tauber-Feldzug, sich einer andauernden friedlichen Entwicklung erfreuen dürfen.


Alterthümer.

Von Alterthümern ist in unserem Bezirk nicht viel zu berichten, auch sind die römischen ganz ausgeschlossen, da der Bezirk ganz außerhalb (östlich) des römischen Grenzwalls fällt.

Doch haben wir einige Funde aus urältester Zeit zu verzeichnen. Bei Grabungen im Bad Mergentheim im Jahr 1828 kamen in der Tiefe von 10–12 Fuß die Arbeiter auf eine merkwürdige, gegen dritthalb Fuß mächtige Erdschichte, die mit Feuersteinen, vielen Holzkohlen, mit fingersdicken und dünneren, schlecht gearbeiteten und gebrannten, theilweise aber auch feineren, besser gearbeiteten und geschmackvoll verzierten, nicht glasirten Scherben von runden und eckigen Thongefässen, ganzen und gebrochenen Knochen und Zähnen verschiedener Säugethiere, Geweihen von Rothhirschen und Rehen gemengt war. Unter dieser Schichte befand sich dem Anscheine nach vormals Sumpf, der vieles fossile Holz, Wurzeln, Föhrenzapfen, Blätter und Gräser von Wasserpflanzen, nebst einer Menge Land- und Wasserconchylien enthielt.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0311.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)